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«Rappenspalterei» im Oberbaselbiet – einem Falschmünzer auf der Spur

Quelle: Archäologie Baselland (2020): Medienmitteilung

Bei Aushubarbeiten in Läufelfingen kamen Ende 2019 zwei Handvoll Münzen aus den 1850er Jahren zum Vorschein. Das Besondere daran: Alle waren zerschnitten. Eine Metallanalyse zeigte nun, dass es sich um Fälschungen handelt, die durch staatliche ‹Rappenspalterei› aus dem Verkehr gezogen werden sollten.

Einige der zerschnittenen 10- und 20-Rappenstücke im Fundzustand. Photo credits: © 2020 Archäologie Baselland.
Einige der zerschnittenen 10- und 20-Rappenstücke im Fundzustand. Photo credits: © 2020 Archäologie Baselland.

Der Aufmerksamkeit und der Neugier des Poliers A. Trösch ist ein spannender Neufund aus Läufelfingen zu verdanken: Ihm fielen während der Aushubarbeiten in der Flur Hüslimatt plötzlich Münzen in der Baggerschaufel auf. Gut zwei Handvoll klaubte er aus dem Erdreich. Die Anwohner Daniel Mohler und Ulrich Kohler-Mohler, die auf den Fund aufmerksam gemacht wurden, meldeten ihn korrekt der Archäologie Baselland. Rund 170 Schweizer 20-Rappenstücke und zwei 10-Rappenstücke der 1850er Jahre sind erhalten geblieben.

Das Besondere dabei: alle Münzen waren zerschnitten. Merkwürdig ist auch, dass es sich um zwei unterschiedliche Arten von Münzen handelt: Einige Stücke sind gegossen, während der Grossteil der Münzen geprägt ist. Was hat das zu bedeuten? Um dem Rätsel auf die Spur zu kommen, wurden am Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern 48 ausgewählte Stücke auf ihre Metallzusammensetzung analysiert. ‹Echte› Schweizer 20- und 10- Rappenstücke der 1850er Jahre bestehen aus Billon, enthalten also noch etwas Silber. Ganz anders die Läufelfinger Funde: keine Spur vom Edelmetall. Die Münzen bestehen aus billigeren Legierungen von Kupfer und Zinn respektive Kuper, Zinn und Nickel, so genanntes ‹Neusilber›. Es sind demnach alles Fälschungen!

Caroline Heitz und Markus Peter bei der Metallanalyse am pXRF-Analysegerät im Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern. Photo credits: © 2020 Rahel C. Ackermann (IFS).
Caroline Heitz und Markus Peter bei der Metallanalyse am pXRF-Analysegerät im Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern. Photo credits: © 2020 Rahel C. Ackermann (IFS).

Doch hat es sich überhaupt gelohnt, solche ‹Zwanzgerli› und ‹Zehnerli› zu fälschen? Ja! Um 1860 verdiente ein Textilarbeiter 17 Rappen pro Stunde, eine Textilarbeiterin sogar nur 10. In der Metall- und Maschinenindustrie gab es 25 Rappen die Stunde. Ein Kilogramm Weissbrot kostete 40, ein Liter Milch 12 Rappen, für 500 Gramm Butter waren 90 Rappen fällig und für 1 Pfund Ochsenfleisch ein halber Franken. Für ein Paar einfache Schuhe musste man Fr. 5.50 bezahlen. Der Wert von rund 34 Franken, den die erhaltenen zerschnittenen Fälschungen darstellen, war also eine beachtliche Summe!

Die geprägten Fälschungen sind von hoher Qualität: Es wurden nur Jahrgänge hergestellt, die es auch offiziell gab – Stempelschnitt und Prägung sind ausgezeichnet. Irgendjemand hat sie dennoch entlarvt und gemäss den Vorgaben des Bundes gehandelt: Entdeckte oder vermutete Fälschungen waren durch amtlichen Zahlstellen, darunter Gemeindeverwaltungen, Poststellen und Verkehrsbetriebe, zurückzuhalten und zu zerschneiden. Doch: Wer hat die Münzen eingezogen und entwertet? Wurden sie einem unglücklichen Bauern oder Gastwirt abgenommen, der übers Ohr gehauen wurde, oder der Person, die sie unauffällig in Umlauf setzen wollte? Recherchen, ob in den Archiven ein Falschmünzer-Fall belegt ist, sind angelaufen.

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Römischer Münzhort bei Pratteln entdeckt

Quelle: Archäologie Baselland (2019): Medienmitteilung

In einem Waldstück am Abhang des Adlerberges bei Pratteln hat der ehrenamtliche Mitarbeiter Sacha Schneider im Sommer 2019 einen römischen Schatz mit 293 Silbermünzen entdeckt. Eine erste Sichtung zeigt, dass der Besitzer seine Barschaft – wohl aus Angst vor einem Diebstahl – kurz nach 180 n. Chr. vergraben hat.

Nachuntersuchungen bei der Fundstelle. Photo credits: © 2019 Archäologie Baselland.
Nachuntersuchungen bei der Fundstelle. Photo credits: © 2019 Archäologie Baselland.

Die Silbermünzen lagen auf engem Raum beisammen, was den Schluss zulässt, dass sie gemeinsam in einer einmaligen Aktion vergraben wurden. Es handelt sich ausschliesslich um Denare, die insgesamt in einem sehr guten Zustand sind – teilweise noch prägefrisch. Höchstwahrscheinlich hat ihr Besitzer sie bewusst wegen ihres Wertes dem Geldumlauf entnommen. Die älteste Münze wurde unter Kaiser Nero (Regierungszeit 54–68 n. Chr.) geprägt, die meisten im 2. Jahrhundert. Die jüngsten Stücke stammen aus der Zeit von Kaiser Commodus und wurden 181/182 n. Chr. in Rom geprägt. Da spätere Münzen, die durchaus in ein solches Ensemble passen würden, fehlen, kann man davon ausgehen, dass der Hort kurz danach vergraben wurde. Der Wert der Münzen war nicht unbeträchtlich und entsprach ungefähr dem halben Jahreslohn eines Legionärs. Der Fund gehört zu den grössten römischen Silberhorten der Schweiz; in der näheren Umgebung wird er nur vom rund 170 Jahre jüngeren Kaiseraugster Silberschatz übertroffen.

Gesamtansicht des Münzhorts von Pratteln. Photo credits: © 2019 Archäologie Baselland.
Gesamtansicht des Münzhorts von Pratteln. Photo credits: © 2019 Archäologie Baselland.

Der Münzhort wurde vom ehrenamtlichen Mitarbeiter Sacha Schneider bei einer Sondierung der Abhänge des Adlerberges entdeckt. Aus heutiger Sicht ist der Fundort in einem gewöhnlichen Waldgebiet unspektakulär: Es gibt keine Auffälligkeiten, an denen man sich orientieren könnte. In römischer Zeit muss hier aber etwas Besonderes gewesen sein: ein grosser Baum, ein auffälliger Stein oder dergleichen. Der Besitzer hat die Münzen ohne Zweifel an einem Ort vergraben, den er sich gut merken konnte. Vermutlich wollte er seine Barschaft in einem sicheren Versteck aufbewahren; da Banken im heutigen Sinn in römischer Zeit noch nicht bekannt waren, war dies nicht ungewöhnlich.

Warum das kleine Vermögen nie mehr geborgen wurde, darüber schweigt die Geschichte. Die Jahre um 182 n. Chr. waren jedenfalls keine «Krisenzeit»: Die Region erlebte eine ruhige Ära unter der pax romana, die erst 15 Jahre später durch heftige Auseinandersetzungen zweier Thronanwärter ein Ende fand. Wo der Eigentümer gelebt hat, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. In Pratteln sind zwei römische Gutshöfe bekannt: einer in der Flur Kästeli und der andere beim heutigen Dorfkern. Von letzterem aus hätte der Verberger sein Versteck stets im Blick gehabt.

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Römischer Münzschatz auf dem Zugerberg entdeckt

Quelle: Amt für Denkmalpflege und Archäologie Zug (13.11.2019): Pressemitteilung

In einem abgelegenen Waldstück auf dem Zugerberg haben Archäologen bei systematischen Prospektionsgängen 2019 einen kleinen römischen Münzschatz entdeckt. Die zwölf Silbermünzen sind Antoniniane der Jahre 241–255 n. Chr.

Die Münzen lagen eng beieinander, was darauf hinweist, dass sie sich ursprünglich in einem Behältnis aus einem vergänglichen Material befunden haben dürften, z.B. in einem Beutel aus Stoff oder Leder oder in einem Holzgefäss. Sie sind aus gutem Silber und haben ein Durchschnittsgewicht von 3.45 Gramm.

Gut versteckt in einem abgelegenen Waldstück auf dem Zugerberg: Zwölf römische Silbermünzen geprägt zwischen 241 und 255 nach Christus. Erkennbar sind die mit Strahlenkrone bekränzten Büsten der Kaiser Gordianus III., Volusianus und Valerianus I. sowie die auf einer Mondsichel ruhende Büste der Kaiserin Otacilia Severa (Ehefrau von Philippus I.). Photo credits: © 2019 Amt für Denkmalpflege und Archäologie Zug.
Gut versteckt in einem abgelegenen Waldstück auf dem Zugerberg: Zwölf römische Silbermünzen geprägt zwischen 241 und 255 nach Christus. Erkennbar sind die mit Strahlenkrone bekränzten Büsten der Kaiser Gordianus III., Volusianus und Valerianus I. sowie die auf einer Mondsichel ruhende Büste der Kaiserin Otacilia Severa (Ehefrau von Philippus I.). Photo credits: © 2019 Amt für Denkmalpflege und Archäologie Zug.

Dass die älteste Münze nur gerade 14 Jahre älter als die jüngste ist, lässt sich leicht mit der fortschreitenden Abnahme des Silbergehalts der Antoniniane dieser Zeit erklären. Die älteren Geldstücke mit höherem Silbergehalt verschwanden jeweils rasch aus dem Umlauf und wanderten in die Spartöpfe oder in den Schmelztiegel. Die zwölf Münzen vom Zugerberg dürften kurz nach dem Jahre 255 versteckt worden sein, um sie später wieder hervorzuholen.

«Der Fund ist für den Kanton Zug einzigartig und ein wichtiges Zeugnis für den lokalen römischen Geldumlauf in einer politisch unruhigen und wirtschaftlich unsicheren Zeit», so Stefan Hochuli, Leiter Amt für Denkmalpflege und Archäologie.

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Ein keltischer Münzschatz aus der Bodenseeregion bei Tägerwilen (Kanton Thurgau)

Quelle: Amt für Archäologie des Kantons Thurgau (20.07.2018): Medienmitteilung

Zunächst deutete nichts auf einen Münzschatz, als ein freiwilliger Mitarbeiter des Amts für Archäologie Thurgau im Frühjahr 2016 bei einem Prospektionsgang auf einem Acker im Tägermoos bei Tägerwilen TG auf zwei keltische Münzen stiess. Eine Überprüfung der Fundstelle im Winter 2016 und im Frühling 2017 erbrachte dann die Sensation: Insgesamt wurden 43 keltische Silbermünzen auf einer nur kleinen Fläche aufgelesen!

Die glücklichen Finder auf einem Feld in Tägerwilen. Photo credits: © 2018 Amt für Archäologie des Kantons Thurgau (Foto: Urs Leuzinger).
Die glücklichen Finder auf einem Feld in Tägerwilen. Photo credits: © 2018 Amt für Archäologie des Kantons Thurgau (Foto: Urs Leuzinger).

Der Fund ist etwas ganz Besonderes: Die Untersuchungen des Amts für Archäologie zeigten, dass alle 43 Münzen vom selben Typ sind! Es handelt sich um so genannte schweizerische Silberstatere. Ihr Name rührt daher, dass sie zumeist in den nördlichen Regionen der Schweiz vorkommen und dort wahrscheinlich in der Zeit vom ausgehenden zweiten Jahrhundert bis in die erste Hälfte des ersten Jahrhunderts v. Chr. geprägt wurden.

Vorder- und Rückseite einer Münze aus dem keltischen Schatzfund von Tägerwilen. Photo credits: © 2018 Amt für Archäologie des Kantons Thurgau (Foto: Julian Rüthi).
Vorder- und Rückseite einer Münze aus dem keltischen Schatzfund von Tägerwilen. Photo credits: © 2018 Amt für Archäologie des Kantons Thurgau (Foto: Julian Rüthi).

Typisch für diese schüsselförmigen Münzen ist ihre oftmals schlechte Prägung: Das Münzbild, das auf ältere keltische Goldstatere mit einem Kopf mit Lorbeerkranz auf der Vorderseite und Biga mit Wagenlenker auf der Rückseite zurückgeht, ist meist nur zu erahnen.

Die Münzbilder der Kelten regten Livia Enderli, AATG, zu modernen grafischen Umsetzungen und Interpretationen an. Photo credits: © 2018 Amt für Archäologie des Kantons Thurgau (Foto: Livia Enderli).
Die Münzbilder der Kelten regten Livia Enderli, AATG, zu modernen grafischen Umsetzungen und Interpretationen an. Photo credits: © 2018 Amt für Archäologie des Kantons Thurgau (Foto: Livia Enderli).

Aufgrund der Einheitlichkeit der Münzen handelt es sich kaum um einzeln in einer keltischen Siedlung verlorene Stücke. Dagegen spricht auch, dass der Fundplatz in früherer Zeit eine siedlungsfeindliche Sumpflandschaft war. Vielmehr ist überliefert, dass die Kelten ihren Göttern viel Gold und Silber in Teichen und Mooren opferten!

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Ein rätselhafter Fund von Öllampen und Münzen aus Vindonissa

Quelle: Kanton Aargau (14.11.2016): Medienmitteilung

Mitten in Windisch AG kommt einmal mehr ein aussergewöhnlicher Fund zum Vorschein: Ein römischer Kochtopf – randvoll gefüllt mit Öllampen und Münzen. Vergraben wurde er vor rund 1950 Jahren unmittelbar ausserhalb des Legionslagers Vindonissa. Die Archäologen vermuten einen rituellen Hintergrund.

Nur wenige Handbreit unter dem Asphalt lag er: ein ganz normaler Kochtopf eines Legionärs. Doch sein Inhalt ist alles andere als gewöhnlich. Insgesamt 22 Öllampen sind in dem Topf gelegt worden. Und auf jeder Lampe liegt, sorgfältig platziert, eine Bronzemünze.

Ein römischer Kochtopf randvoll gefüllt mit Lampen und Münzen. Photo credits: © 2016 Kantonsarchäologie Aargau (Foto: Bela Polyvas).
Ein römischer Kochtopf randvoll gefüllt mit Lampen und Münzen. Photo credits: © 2016 Kantonsarchäologie Aargau (Foto: Bela Polyvas).

Vor den Befestigungsgräben südlich des Legionslagers, verlief eine antike Strasse, an die sich eine römische Zivilsiedlung anschloss – der Ort der Grabung und der Fundort der Deponierung. Auch nachdem das Militär im Jahr 101 n. Chr. abgezogen war, siedelten hier Menschen noch bis ins 3. und 4. Jahrhundert, wie die Überreste aus vier Jahrhunderten römischer Besiedlung zeigen. Mannshohe Steinmauern, Feuerstellen und einen tiefen gemauerten Schacht konnten die Archäologen an der Zürcherstrasse in Windisch dokumentieren. Unerwartet ist jedoch der Kochtopf mit seinem Inhalt. «Wir vermuten, dass es sich um eine rituelle Deponierung handelt», sagt Kantonsarchäologe Georg Matter. Aber da es kaum vergleichbare Befunde gebe, sei dies spekulativ. «Welche Gedanken und Absichten hinter dieser Deponierung stecken, darüber können wir momentan nur rätseln», sagt Matter. Neben Lampen und Münzen liegen einige verkohlte Knochen im Topf. Erste Begutachtungen zeigen, dass es sich nicht um menschliche, sondern um Tierknochen handelt. So können die Archäologen ausschliessen, dass es sich um eine Graburne handelt. Denn auch in römischen Gräbern kommen häufig Öllampen und Münzen vor. «Was uns jedoch erstaunt hat», sagt Matter, «war die Menge und die Kombination von Münzen und Lampen.»

Ein besiegter Gladiator, ein Löwe, ein Amor. Photo credits: © 2016 Kantonsarchäologie Aargau (Foto: Bela Polyvas).
Ein besiegter Gladiator, ein Löwe, ein Amor. Photo credits: © 2016 Kantonsarchäologie Aargau (Foto: Bela Polyvas).

Lampen und Münzen

Tönerne Lampen waren zur Römerzeit ein gängiges Beleuchtungsmittel. Gefüllt mit Olivenöl, erhellten sie mit ihrem Licht die Räume. Wie heute war damals nicht nur die Funktion der Lampen, sondern auch das Design wichtig. Deshalb besitzen solche Lämpchen auf der Oberseite, dem sogenannten Spiegel, sehr oft bildliche Darstellungen. Es sind Rosetten, Menschen, Tiere und Darstellungen aus der Mythologie. Die 22 Lampen aus dem Kochtopf zeigen zum Beispiel die Mondgöttin Luna, einen besiegten Gladiator, einen Löwen, einen Pfau oder auch eine erotische Szene. Die beigegebenen Bronzemünzen sind sogenannte Asse, die römische Grundwährung in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus. Sie sind nur von geringem Wert – gezählt hat wohl die symbolische Geste. Die meisten Münzen wurden unter Kaiser Nero (54–68) geprägt und datieren grösstenteils in die Jahre 66–67. Dazu passt auch der Topf, der in dieser Zeit das typische Kochgefäss der in Vindonissa stationierten Soldaten war.

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Mittelalterlicher Münzschatz in Nürensdorf bei Winterthur

Quelle: Kantonsarchäologie Zürich (21.01.2016): Medienmitteilung

In einem Wald beim Weiler Breite in Nürensdorf entdeckte ein Mitarbeiter der Kantonsarchäologie Zürich bei Begehungen im Zuge der neuen Landesvermessung des Kantons einen Münzschatz aus der Zeit um 1320. In zwei Konzentrationen, rund zwei Meter voneinander entfernt, befand sich eine grosse Anzahl einseitig geprägter mittelalterlicher Silberpfennige (Brakteaten) im Waldboden. Reste eines Behältnisses waren nicht vorhanden. Es wurden auch keine archäologischen Reste von Gebäuden oder anderen Strukturen beobachtet. In der Nähe der Fundstelle, die heute im Wald liegt, führte die Landstrasse von Zürich/Kloten nach Winterthur vorbei, und die heutige Bewaldung geht möglicherweise nicht weit zurück.

Bergung. Mitarbeiter der Kantonsarchäologie und des Münzkabinetts Winterthur bei der Bergung des Münzschatzes. Photo credits: © 2016 Kantonsarchäologie Zürich.
Bergung. Mitarbeiter der Kantonsarchäologie und des Münzkabinetts Winterthur bei der Bergung des Münzschatzes. Photo credits: © 2016 Kantonsarchäologie Zürich.

Die Bergung förderte insgesamt 239 Brakteaten aus der Zeit um 1295–1320 zu Tage. Sie stammen aus sechs Münzstätten der näheren oder weiteren Region und umfassen acht verschiedene Typen. Von den im unkonservierten Zustand etwa 190 bestimmbaren Münzen stammen je rund ein Drittel aus den Münzstätten Basel und Zofingen; hinzu kommen etwa 25 aus Schaffhausen, rund 20 aus Laufenburg und etwa 10 aus Freiburg im Breisgau. Überraschenderweise wurden nur etwa 5 Pfennige in Zürich, der nächstliegenden grossen Münzstätte, geprägt.

Fundensemble. Ensemble von sieben der acht im Fund enthaltenen Münztypen. Photo credits: © 2016 Kantonsarchäologie Zürich.
Fundensemble. Ensemble von sieben der acht im Fund enthaltenen Münztypen. Photo credits: © 2016 Kantonsarchäologie Zürich.

Damit enthält das Ensemble aus Nürensdorf ausschliesslich Münztypen, die auch im Münzschatzfund von Winterthur Haldengutareal vorkommen, allerdings in umgekehrter Gewichtung. Dieser grosse, im Jahr 1930 entdeckte Fund, der im Münzkabinett Winterthur aufbewahrt wird, enthält 2754 Pfennige des späten 13. und frühen 14. Jahrhundert, und zwar 21 verschiedene Typen aus sieben Münzstätten der heutigen Schweiz und Süddeutschlands. Wie eigentlich zu erwarten, dominierten die Gepräge des nahen Zürich diesen grossen Fund mit grossem Abstand.

Zürcher Pfennig. Zürcher Pfennig mit dem verschleierten Bildnis der Äbtissin von Fraumünster, der Stadtherrin von Zürich, um 1300. Photo credits: © 2016 Kantonsarchäologie Zürich.
Zürcher Pfennig. Zürcher Pfennig mit dem verschleierten Bildnis der Äbtissin von Fraumünster, der Stadtherrin von Zürich, um 1300. Photo credits: © 2016 Kantonsarchäologie Zürich.

Der Münzschatz vom Haldengutareal in Winterthur war bisher der wichtigste Beleg für den Geldumlauf in der Gegend von Winterthur. Der neue Münzschatz aus Nürensdorf zeigt, dass das breite Spektrum von Pfennigen im Haldengut-Fund kein Einzelfall, sondern sozusagen der «Normalfall» des Geldumlaufs um 1300 in der Winterthurer Gegend war, auch wenn die stark unterschiedliche Gewichtung der Zusammensetzung noch weiter untersucht werden muss. Neben den Zürcher Pfennigen zirkulierten hier Pfennige aus Schaffhausen und Zofingen, aber auch aus Laufenburg, Basel und sogar Freiburg im Breisgau. Wahrscheinlich waren diese viereckigen Pfennige der verschiedenen Münzstätten weitgehend gleichwertig, so dass sie nebeneinander im Geldverkehr genutzt werden konnten.

Basler Pfennig. Basler Pfennig Bischof Gerhards von Wippingen (1309/12–1325), 1315/25. Photo credits: © 2016 Kantonsarchäologie Zürich.
Basler Pfennig. Basler Pfennig Bischof Gerhards von Wippingen (1309/12–1325), 1315/25. Photo credits: © 2016 Kantonsarchäologie Zürich.

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Gefunden im Baumgarten − ein Münzschatz in Ueken

Quelle: Kanton Aargau (19.11.2015): Funde und Fundgeschichten Details

Ein Landwirt macht in seiner Kirschbaumplantage auf dem Chornberg in Ueken (AG) einen spektakulären Fund: Er entdeckt auf einem Maulwurfshügel einige grün schimmernde Münzen, die so gar nicht nach Schweizer Franken aussehen. Sind diese Münzen alt? Vielleicht sogar sehr alt? Weil im nahe gelegenen Frick wenige Monate zuvor Teile einer römischen Siedlung ausgegraben wurden, vermutet die Familie, dass es sich um römische Münzen handeln könnte. Gemäss den gesetzlichen Vorschriften gehören archäologische Bodenfunde der Allgemeinheit. Entsprechend macht man das einzig Richtige und wendet sich an die Kantonsarchäologie Aargau. Dort bestätigt sich die Vermutung: Die aussergewöhnlich gut erhaltenen, fast prägefrischen Münzen sind tatsächlich römisch. Die Archäologen machen sich sofort daran, die Fundstelle zu sichern und genauer unter die Lupe zu nehmen. Unterstützt werden sie dabei von freiwilligen Bodenforschern. Unter strenger Geheimhaltung beraumt der Kantonsarchäologe Dr. Georg Matter im September 2015 eine Ausgrabung an, die Klarheit bringen soll. «Was wir dann innerhalb von drei Tagen freilegen, dokumentieren und bergen konnten, übertrifft alle Erwartungen bei Weitem – so etwas erlebt man als Archäologe selten mehr als einmal im Berufsleben», freut sich Matter auch Wochen nach der Entdeckung noch.

Teile des Münzschatzes von Ueken bei der Entdeckung. Mindestens ein Teil der Münzen wurde offenbar in Säcken aus Stoff oder Leder in der Erde vergraben. Photo credits: © 2016 Kanton Aargau (Foto: Urs Lang).
Teile des Münzschatzes von Ueken bei der Entdeckung. Mindestens ein Teil der Münzen wurde offenbar in Säcken aus Stoff oder Leder in der Erde vergraben. Photo credits: © 2016 Kanton Aargau (Foto: Urs Lang).

Ein Münzschatz aus der Zeit um 295 nach Christus

Wovon viele Menschen träumen, wird in Ueken zur Realität: Zum Vorschein kommt ein regelrechter Schatz – und zwar ein ziemlich grosser! Immer mehr Münzen präparieren die Archäologen aus dem Ackerboden. Als die Forscher den Fundort verlassen, haben sie auf einer Fläche von wenigen Quadratmetern insgesamt 4’166 römische Münzen geborgen und zur weiteren Untersuchung in die Kantonsarchäologie nach Brugg gebracht. Der Fund von Ueken zählt damit zu den grössten bisher in der Schweiz entdeckten Münzschätzen. Der Münzexperte Hugo Doppler übernimmt die erste Bestimmung von gut 200 Münzen und entdeckt dabei Erstaunliches. Anhand der bestens lesbaren Prägungen auf der Vorder- und Rückseite der Münzen stellt der Numismatiker fest, dass es sich um so genannte Antoniniane aus der Zeit nach 274 nach Christus handelt. Der Experte identifiziert unter anderem Prägungen der Kaiser Aurelianus (270–275), Tacitus (275–276), Probus (276–282), Carinus (283–285), Diocletianus (284–305) Maximianus (286–305). Die jüngsten Exemplare stammen aus dem Jahr 294 nach Christus.

Erst rund 250 der insgesamt 4166 Münzen sind restauriert. Sie sind in einem bemerkenswert guten Erhaltungszustand. Photo credits: 2016 © Kanton Aargau (Foto: Béla Polyvàs).
Erst rund 250 der insgesamt 4166 Münzen sind restauriert. Sie sind in einem bemerkenswert guten Erhaltungszustand. Photo credits: 2016 © Kanton Aargau (Foto: Béla Polyvàs).

Eine spätantike Vermögensanlage?

Es fällt auf, dass es sich um besonders hochwertige Bronzemünzen handelt, die einen ungewöhnlich hohen Silbergehalt von 5 Prozent aufweisen. Hugo Doppler vermutet: «Die Münzen sind so gut erhalten, weil sie unmittelbar nach ihrer Prägung aus dem Verkehr gezogen wurden. Der Besitzer muss diese Münzen gezielt ausgesucht haben, um sie zu horten, denn das in ihnen enthaltene Silber garantierte in der damals wirtschaftlich unsicheren Zeit wohl einen gewissen Werterhalt.» Vermutlich hat der damalige Besitzer seinen Schatz über mehrere Jahre zusammengetragen und kurz nach 294 nach Christus im Erdboden vergraben. Das regt die Fantasie an: Wer war dieser Mensch? Warum hat er ausgerechnet hier eine so beträchtliche Summe deponiert? Warum hat er seinen Schatz nicht wieder abgeholt? Handelt es sich um die Barschaft eines durchreisenden Kaufmanns oder um das Vermögen eines Gutshofbesitzers aus dem Fricktal, der es in den wirtschaftlich und politisch schwierigen Jahren nach 294 in Sicherheit wissen wollte? Über den damaligen Wert der rund 4’000 Münzen können die Archäologen bisher nur Vermutungen anstellen. Im letzten Drittel des Dritten Jahrhunderts nach Christus war die Inflation beträchtlich, so dass sich der reale Wert der Antoniniane kaum sicher festlegen lässt. Klar ist, dass es sich um ein beträchtliches Vermögen in der Grössenordnung von einem bis zwei durchschnittlichen Jahreseinkommen gehandelt haben muss. In den kommenden Monaten erwarten die Aargauer Archäologen weitere Erkenntnisse. So rechnet Hugo Doppler damit, dass sich unter den Münzen bisher noch völlig unbekannte Typen und Prägestätten befinden. Für die Forschung zur wirtschaftlichen Entwicklung des römischen Reiches wären das wichtige neue Grundlagen.

Literatur

  • H. W. DOPPLER – M. PETER – P. ZANCHI, Der Münzschatz von Ueken AG (2015): 4083 Antoniniane. Schweizer Münzblätter 66, Heft 263, 2016, S. 90–93. (PDF)

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Un tesoro romano trovato a Orselina

Fonte: Repubblica e Cantone Ticino (10.12.2014): Archeologia Ticinese

Il Servizio archeologia è stato impegnato ad Orselina nel recupero di un’importante testimonianza archeologica di epoca romana. Si tratta di un insieme monetale, probabilmente un tesoretto nascosto, comprendente più di 3000 monete in bronzo del II–III secolo d. C. Le monete erano contenute in un recipiente di ceramica e sono state trovate durante lo scavo di una canalizzazione in un terreno privato in una zona nella quale finora non erano mai venuti alla luce reperti archeologici.

Particolare del recupero di Orselina. Evidenza foto: © 2015 Servizio Archeologia TI.
Particolare del recupero di Orselina. Evidenza foto: © 2015 Servizio Archeologia TI.

L’insieme delle monete si trova ora presso l’Ufficio dei beni culturali dove saranno, pulite, restaurate e catalogate per poi esser studiate da parte di specialisti.

Bibliografia

  • R. C. ACKERMANN – M. PETER, Der Schatzfund von Orselina TI: 100 kg Sesterze. Schweizer Münzblätter 65, 2015, S. 28–29. (PDF)

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Ein aussergewöhnlicher Münzfund des 13. Jahrhunderts vom Brünigpass

Quelle: José Diaz Tabernero, IFS (2013)

Im Rahmen einer Prospektion im Kanton Obwalden, die die Universität Basel zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Prospektion Schweiz (AGP) im Herbst 2013 in der Nähe des Brünigpasses durchführte, wurde ein Ensemble von 120–130 Silbermünzen der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts geborgen. Es handelt sich dabei um einseitig geprägte Geldstücke – Pfennige – die vierzipflig hergestellt wurden im Gegensatz etwa zu den zeitgleichen runden Münzen des Bodenseegebietes. Zwei Drittel der Prägungen stammen aus dem Bistum Basel (sitzender Bischof), weitere aus der Fraumünsterabtei in Zürich (Kopf des Stadtheiligen Felix und Umschrift TVREGVM, dem Stadtnamen von Zürich). In wenigen Exemplaren sind Schaffhausen (Schafbock aus Turm springend), Villingen und Strassburg vertreten. Ein derartiger Fund mit einer so grossen Anzahl Münzen ist eine kleine Sensation, kannte man doch bisher lediglich 17 Münzen dieser Machart und Zeitstellung aus der gesamten Zentralschweiz, keine davon aus dem Kanton Obwalden.

Die Haupttypen des Ensembles des 13. Jahrhunderts von Lungern, Brünigpassstrasse: Fraumünsterabtei Zürich (links), Stadt Schaffhausen (Mitte) und Bistum Basel (rechts). Photo credits: © 2013 Kantonsarchäologie Luzern (Foto: Pius Stadelmann).
Die Haupttypen des Ensembles des 13. Jahrhunderts von Lungern, Brünigpassstrasse: Fraumünsterabtei Zürich (links), Stadt Schaffhausen (Mitte) und Bistum Basel (rechts). Photo credits: © 2013 Kantonsarchäologie Luzern (Foto: Pius Stadelmann).

Es wurden weder Spuren eines Behältnisses noch einer künstlichen Konstruktion gefunden, so dass wir annehmen können, dass die Münzen in einem Beutel aus Leder oder Stoff zwischen grossen Steinen, die halbkreisförmig angelegt waren, versteckt oder verloren wurden. Es handelt sich wohl um den Geldbeutel eines Reisenden, der aus unbekannten Gründen dort deponiert und nicht mehr abgeholt wurde. Doch welchen Wert bzw. Kaufkraft besassen die etwas über 120 Pfennige (ca. 10 Schilling oder 1/4 Gulden) unseres Ensembles? Preise und Löhne der Zeit um 1300 sind selten und schwierig mit der heutigen Zeit zu vergleichen. Angaben besitzen wir etwa von der Stadt Luzern. 1303 kostete ein Schaf 4 Schilling und eine Kuh 12 Schilling. Im Jahre 1305 bekam man das Mass Wein (1,7 Liter) für 5 Haller (2 1/2 Pfennige), und ein Wirt, der Wein panschte, wurde mit 10 Schilling bestraft. Ein richtiger Luxus bedeutete es, ein Pferd zu erwerben, das um 1300 stolze 28 Gulden kostete. Wir können davon ausgehen, dass der Wert unseres Ensembles zwar kein Vermögen, aber eine kleine Summe darstellte. Es könnte sich also sehr wohl um ein verborgenes «Portemonnaie» handeln. Aufgrund der Zusammensetzung der Münzen ist ein Zeitpunkt der Verbergung in den 1280er oder 1290er Jahren wahrscheinlich. Auch ausserhalb der Zentralschweiz sind solche Ensemble höchst selten, wir haben hier also einen wissenschaftlichen Schatz vor uns, dessen weitere Untersuchung höchst lohnend ist. Zu einem späteren Zeitpunkt soll der Fund im Historischen Museum Obwalden ausgestellt werden.

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293 Silbermünzen – Der Keltenschatz von Füllinsdorf

Quelle: Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion des Kantons Basel-Landschaft (29.03.2012): Medienmitteilung

Vor einiger Zeit entdeckte ein Privater in der Gemeinde Füllinsdorf keltische Silbermünzen, worauf die Archäologie Baselland das gesamte Gelände untersuchte. Bis zum Schluss kamen 293 Münzen zum Vorschein. Sie lagen auf einer Fläche von rund 50 Quadratmetern verstreut, müssen ursprünglich aber gemeinsam vergraben worden sein. Die Auffindung des Münzschatzes ist ein absoluter Glücksfall. In der Schweiz sind nur wenige bekannt und mit insgesamt 293 Silbermünzen ist der Fund von Füllinsdorf der grösste keltische Hort mit Edelmetallmünzen aus der Schweiz. Mit wenigen Ausnahmen besteht er aus einem einzigen Münztyp und seinen Varianten: den so genannten Kaletedou-Quinaren. Auf frühen Varianten des Münztyps ist in griechischem Alphabet KAΛETEΔOY (= Kaletedou) zu lesen ist. Es handelt sich um einen keltischen Personennamen – wahrscheinlich eines gallischen Anführers. Die Kaletedou-Quinare stammen ursprünglich aus Ostfrankreich, sind aber auch in der Schweiz zahlreich.

Gesamtansicht des Keltenschatzes von Füllinsdorf. Photo credits: © 2012 Archäologie Baselland.
Gesamtansicht der 293 Silbermünzen des Keltenschatzes von Füllinsdorf. Photo credits: © 2012 Archäologie Baselland.

Das Geld der Kelten

Am südlichen Oberrhein etablierte sich das Münzwesen im 2. Jahrhundert v. Chr. Was man mit den Münzen aus Gold, Silber und Bronze bezahlte, ist unklar. Aktuelle Forschungen zeigen, dass sich die Geldwirtschaft weitgehend auf Beziehungen zwischen den Stadtsiedlungen beschränkte. Nach ersten Erkenntnissen haben der oder die Besitzer den Münzschatz von Füllinsdorf in der Zeit um 80/70 v. Chr. vergraben – in einer Zeit, in der man vermehrt Silber, vermutlich zur Bezahlung von Soldaten, prägte und benutzte. In der keltischen Zeit gab es noch keine Banken, die das Geld aufbewahrten. Es war üblich, grosse Werte zum Schutz zu vergraben. Manchmal geschah dies auch in einem Heiligtum, da man glaubte, dass dann die Götter darüber wachten. Dies könnte auch in Füllinsdorf der Fall gewesen sein.

Interessierte Besucherinnen vor der Vitrine des Keltenschatzes. Photo credits: © 2012 IFS (Foto: Rahel C. Ackermann).
Interessierte Besucherinnen vor der Vitrine mit den 293 Silbermünzen des Keltenschatzes von Füllinsdorf. Photo credits: © 2012 IFS (Foto: Rahel C. Ackermann).

Die spätkeltische Zeit am Oberrhein

Die Verbergung des Münzhortes (um 80/70 v. Chr.) fällt in eine Zeit, in der sich in unserer Region ein tiefgreifender Wandel in der Besiedlungsstruktur vollzieht. In der frühen Phase der späten Latènezeit (150–80 v. Chr.) war die heute in drei Länder geteilte Region ein einheitlicher Kulturraum. Die Menschen des hier ansässigen keltischen Stammes der Rauriker wohnten und arbeiteten in stadtähnlichen Siedlungen wie auf dem heutigen Novartis-Areal in Basel, in Dörfern wie in Sissach sowie in kleineren Gehöften. Es existierte ein schwunghafter regionaler und überregionaler Handel. Dies änderte sich in der zweiten Phase der späten Latènezeit (80–15 v. Chr.). Die Menschen verliessen viele bisherige Wohnsitze und gründeten neue, befestigte Siedlungen. Der blühende Handel liess stark nach. Nach zahlreichen Konfrontationen wurden die Kelten Mittel- und Westeuropas zwischen 58 und 15 v. Chr. schrittweise von den Römern unterworfen. Die einheimische Elite passte sich schnell an die neue Grossmacht an – es entstand eine gallo-römische Mischkultur. Am Fundort des Münzschatzes konnten bislang keine Siedlungsspuren entdeckt werden. Deshalb muss die Frage, wieso die Münzen dort abgelegt wurden, offen bleiben. Weitere archäologische Funde sprechen aber dafür, dass der Platz über längere Zeit begangen worden war und man den Hort nicht zufällig dort vergraben hatte.

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Älteste Kleinbasler entdeckt

Quelle: Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt (15.07.2010): Medienmitteilung

Beim Aushub für den Neubau des Basler Waisenhauses kam völlig überraschend ein Gräberfeld zum Vorschein. Die Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt konnte insgesamt zehn Körperbestattungen bergen. Mit seiner Datierung ins 5. Jahrhundert n. Chr. gehört das neu entdeckte Gräberfeld zu den ältesten frühmittelalterlichen Friedhöfen in unserer Gegend. Damit lassen sich die Anfänge der dörflichen Vorgängersiedlungen von Kleinbasel deutlich früher ansetzen als bisher angenommen.

Silbermünze des Iovinus und Glasbecher. Photo credits: © Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt.
Silbermünze des Iovinus und Glasbecher. Photo credits: © Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt.

Die meisten Bestattungen wurden wohl noch während dem Frühmittelalter von Grabräubern heimgesucht und sind daher beigabenlos. Von herausragender Bedeutung sind die mit Beigaben ausgestatteten Kindergräber. Bei zwei nahe beieinander liegenden Bestattungen deponierte man am Kopfende je einen Glasbecher. Dem einen Kind wurde zuätzlich eine Glasperle auf den Weg ins Jenseits mitgegeben, dem anderen eine wertvolle Silbermünze. Es handelt sich um die Imitation einer äusserst seltenen Prägung eines gallischen Gegenkaisers namens Iovinus, der zwischen 411 und 413 n. Chr. regierte (Münzbestimmung IFS, Markus Peter). Bisher waren aus dem Gebiet der heutigen Schweiz erst zwei derartige Prägungen bekannt. Auch die beiden Glasbecher lassen sich ins 5. Jahrhundert n. Chr. datieren.

Bei den Bestatteten handelt es sich wahrscheinlich um die Einwohner einer kleinen frühmittelalterlichen Siedlung, welche in unmittelbarer Nähe einer kleinen spätrömischen Wehranlage am rechten Rheinufer entstanden war. Gemäss einer Schriftquelle, die erstmals Basel erwähnt, liess Kaiser Valentinian 374 n. Chr. diese Festung zur Sicherung der Rheingrenze bei Basilia errichten.

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Seltener Rubel auf einem Acker gefunden

Quelle: Baudirektion des Kantons Zürich (29.10.2008): Medienmitteilung

Ein Kindergärtler aus Winterthur hat einen besonderen, archäologischen Fund gemacht: Er entdeckte auf einem Acker südlich der Gemeinde Ossingen eine silberne Münze. Sie entpuppte sich als Rubel aus der Zeit der russischen Zarin Katharina der Grossen (1729–1796).

Die Vorderseite zeigt das nach rechts gewandte Brustbild Katharinas der Grossen mit umgelegtem Hermelin. Das Kürzel «СПБ» (SPB) unter dem Brustbild steht für den Prägeort St. Petersburg. Die Rückseite zeigt den gekrönten Doppeladler mit Zepter und Reichsapfel in den Fängen. Das Wappenschild auf der Brust des Adlers stellt den Heiligen Georg dar, wie er den Drachen bekämpft. Über den Adlerköpfen ist die Jahreszahl der Münze mit 1764 eingeprägt. Zudem steht in kyrillischer Schrift «РУБЛЬ» für Rubel.

Silberner Rubel von Ossingen. Photo credits: © 2008 Archäologie und Denkmalpflege Kanton Zürich (Foto: Martin Bachmann).
Silberner Rubel von Ossingen. Photo credits: © 2008 Archäologie und Denkmalpflege Kanton Zürich (Foto: Martin Bachmann).

Es ist erst die zweite russische Münze des 18. Jahrhunderts, die im Kanton Zürich gefunden wurde. Über ihre Herkunft lässt sich nur spekulieren. Womöglich hat sie ein russischer Soldat verloren. So zogen russische Truppen unter der Führung von General Viktor Suworow während des zweiten Koalitionskrieges 1799 gegen Napoleon Bonaparte durch die Schweiz. Der Rubel hatte damals einen beträchtlichen Wert und dürfte dem Wochenlohn eines Handwerkers entsprochen haben. Der ehrliche junge Finder übergab das Fundobjekt der Kantonsarchäologie Zürich.

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Eine spanische Golddublone aus Fahy (JU)

Quelle: Lorenzo Fedel, Bulletin IFS ITMS IRMS 14 (2007)

Anfangs 2006 wurde der jurassischen Kantonsarchäologie in Pruntrut ein Altfund gemeldet. Dabei handelt es sich um eine spanische Goldmünze aus dem 16. bzw. 17. Jahrhundert, welche die Grossmutter des Überbringers bei Feldarbeiten in der Gemeinde Fahy, unweit von Pruntrut, in den 1930er Jahren zufällig entdeckt hatte. Während die Vorderseite der Münze das gekrönte spanische Reichswappen in einem spanischen Schild zeigt, ziert die Rückseite ein Krückenkreuz in doppeltem Vierpass. Das Gewicht von 6.71 g entspricht dem einer spanischen Dublone (2 Escudos; Dm. 19–20 mm).

Obwohl die Umschriften nicht lesbar sind, lässt sich die Entstehungszeit der Münze grob eingrenzen. Das Doppelstück des Escudos, die Dublone, wurde 1566 durch das Edikt der Nueva Estampa unter Philipp II. (1556–1598) eingeführt und von seinen Nachfolgern bis zum Ende des 17. Jahrhunderts mit unverändertem Münzbild weiter geprägt. Ein zusätzlicher terminus postquem ergibt sich durch das Vorhandensein des portugiesischen Schilds im spanischen Reichswappen auf der Vorderseite der Münze. Von 1580 bis 1640 gehörte Portugal zur spanischen Krone. Somit dürfte die Dublone aus Fahy nicht vor 1580 geprägt worden sein. Der Umkehrschluss, wonach das portugiesische Wappen mit der wiedererlangten Unabhängigkeit Portugals ab 1640 aus dem spanischen Reichswappen verschwindet, trifft hingegen nicht zu. Noch auf den Münzen Karls II. (1665–1700) erscheint immer wieder der portugiesische Schild im spanischen Reichswappen.

Münzfund Fahy (JU). Photo credits: © 2006 Office de la culture, Section d’archéologie, Porrentruy (Foto: Bernard Migy).
Münzfund Fahy (JU). Photo credits: © 2006 Office de la culture, Section d’archéologie, Porrentruy (Foto: Bernard Migy).

Die spanische Dublone sowie deren Teil- und Mehrfachstücke gehörten während des 16. und 17. Jahrhunderts trotz ihrer oft unsorgfältigen Machart zu den verbreitesten Goldmünzen im internationalen Geldumlauf. Dass es sich bei diesem Fund nicht nur um das isolierte Vorkommen einer spanischen Goldmünze in der Ajoie handelt, bezeugen die beiden im Umkreis weniger Kilometer von der Fundstelle in Fahy entdeckten Hortfunde von Bressaucourt und Miécourt, welche unter anderem mehrere spanische Dublonen des gleichen Typs enthielten (vgl. L. FEDEL, Ein Schatzfund aus der Zeit des Dreissigjährigen Krieges: Der Hortfund von Bressaucourt (JU). SNR 84, 2005, S. 189–208). Spanische Goldmünzen bildeten seit dem ausgehenden 16. und bis weit ins 17. Jahrhundert hinein einen wesentlichen Bestandteil der obersten Ebene des Geldumlaufs in der Schweiz. Erst mit dem Aufkommen des französischen Louis d’or verlor die spanische Dublone ab der Mitte des 17. Jahrhunderts im hiesigen Geldumlauf zunehmend an Bedeutung. Die spanische Dublone aus Fahy befindet sich heute im Besitz der jurassischen Kantonsarchäologie in Pruntrut.

Bodensee-Brakteaten aus dem Kanton Zug

Quelle: Direktion des Innern des Kantons Zug, Medienorientierung vom 09.03.2005

Bei gezielten Prospektionsgängen entdeckte die Kantonsarchäologie Zug im Sommer 2004 in einem Wald bei Oberwil (Gemeinde Cham ZG) einen mittelalterlichen Schatzfund. Der Fund besteht aus insgesamt 45 Silberpfennigen des mittleren 13. Jahrhunderts. Damit die Fachleute an der Fundstelle ungestört Ausgrabungen vornehmen konnten, wurde die Entdeckung bisher geheim gehalten. Es handelt sich um den einzigen Münzfund dieser Art in der Zentralschweiz.

Die ersten Münzen wurden von einem Mitarbeiter der Kantonsarchäologie bereits im Juli 2004 entdeckt. Im Rahmen einer systematischen Ausgrabung kamen später noch weitere Stücke zum Vorschein und es konnte sichergestellt werden, dass sich keine weiteren Münzen mehr im Boden verbergen. Am Fundort fanden sich auch mittelalterliche Keramikscherben, die von einem Topf stammen, in dem der Schatz vergraben worden sein könnte. Der 45 Münzen umfassende Fund besteht ausnahmslos aus Silberpfennigen. Es handelt sich um dünne, zerbrechliche Scheibchen aus Silberblech, die einseitig geprägt sind (Brakteate). Die Münzbilder zeigen Embleme der jeweiligen Münzherrschaften: Brustbild des Konstanzer Bischofs, Hirsch für die Grafschaft Sigmaringen, Lindenblätter für die Abtei Lindau, hl. Gallus für die Abtei St. Gallen und turmbewehrte Stadt für Ravensburg. Die Münzen stammen also alle aus dem «Bodenseeraum». Da diese Pfennige im Gegensatz zu heutigen Münzen kein Prägedatum tragen, kann ihre Prägezeit nur ungefähr um 1240 bis 1270 datiert werden. Die Münzen wurden von einem Restaurator gereinigt und werden jetzt von einem Numismatiker wissenschaftlich bearbeitet. Eine Publikation der Resultate ist geplant.

Münzfund aus Oberwil, Gemeinde Cham (ZG). Photo credits: © 2005 Kantonsarchäologie Zug.
Münzfund aus Oberwil, Gemeinde Cham (ZG). Photo credits: © 2005 Kantonsarchäologie Zug.

In Zug und der übrigen Zentralschweiz wurden im 13. Jahrhundert noch keine Münzen geprägt. In der Region waren vornehmlich Zürcher Pfennige im Umlauf. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass im entdeckten Münzschatz Zürcher Prägungen fehlen und ausschliesslich Pfennige aus Münzstätten des «Bodenseeraums» vorliegen. Dies könnte damit zusammenhängen, dass wichtige Rechte in Cham um 1240 in die Hände des Konstanzer Bischofs übergingen und dadurch vermehrt Münzen aus dem Raum Kostanz nach Cham gelangten. Der Fundort liegt in der Nähe des alten Landweges von Cham durch das Knonauer Amt nach Norden. Möglicherweise musste ein Reisender – vielleicht ein Gefolgsmann des Bischofs – den Schatz kurzerhand verstecken und kam später nicht mehr dazu, die Münzen zu heben.

Die Frage nach dem ehemaligen Geldwert des Fundes ist nicht einfach zu beantworten, denn historische Quellen aus der Prägezeit fehlen. Aus rund 30 Jahre jüngeren Schriftquellen wissen wir, dass ein Schaf 24 und ein Widder 48 Zürcher Pfennige wert war. Konstanzer Pfennige hatten aber einen höheren Silbergehalt und daher eine etwas höhere Kaufkraft. Für die heutige Zeit können verschiedene Werte angegeben werden. Die 45 Münzen wiegen gesamt ungefähr 20 g Silber, was einem Materialwert von höchstens Fr. 5.– entspricht. Der Kunsthandelswert der Stücke ist nicht bekannt; er dürfte bei ein paar tausend Franken liegen. Der wissenschaftlichen Wert der Entdeckung ist sehr hoch: Münzschaftzfunde aus jener Zeit – d. h. vom «Vorabend der Gründung der schweizerischen Eidgenossenschaft» – sind allgemein sehr selten, und Münzen aus dem «Bodenseeraum» sind in der Zentralschweiz bislang unbekannt.

Der Silberschatz von Mümliswil

Quelle: Christian Schinzel, Kantonsarchäologie Solothurn

Im Jahr 1987 wurde in Mümliswil im Kanton Solothurn ein Münzschatz des 18. Jahrhunderts gefunden. Die Münzen, alle aus Silber, stammen aus Frankreich, Bern, Solothurn und Luzern. Schlussmünze ist ein Neutaler der Helvetischen Republik von 1798. Der Fund, dessen Verbergung wohl in Zusammenhang mit dem Zweiten Koalitionskrieg steht, ist vor allem in seiner Gesamtheit ein wichtiges historisches Dokument, da er einen Einblick in den Silbergeldumlauf der Zeit vermittelt. Heute ist der Münzschatz als Leihgabe der Kantonsarchäologie Solothurn im Museum Schloss Waldegg vor den Toren der Stadt Solothurn ausgestellt.

Gesamtansicht des Münzschatzes von Mümliswil. Photo credits: © 1987 Kantonsarchäologie Solothurn (Foto: Christian Schinzel).
Gesamtansicht des Münzschatzes von Mümliswil. Photo credits: © 1987 Kantonsarchäologie Solothurn (Foto: Christian Schinzel).