Publications
Annual IFS ITMS IRMS 1999
Inventar der Fundmünzen der Schweiz
Inventaire des trouvailles monétaires suisses
Inventario dei ritrovamenti monetali svizzeri
Das Inventar der Fundmünzen der Schweiz (IFS) erlebte ein ereignisreiches Jahr. Neben den laufenden Arbeiten stand weiterhin die organisatorische Restrukturierung im Vordergrund, die im Sommer mit der Zusammenlegung der beiden bisherigen Arbeitsstellen in Lausanne und in Zürich nach Bern ein vorläufiges Ende fand. Bereits jetzt zeigt sich der Erfolg unserer Bemühungen um eine übersichtlichere Organisation und eine engere Zusammenarbeit innerhalb des Teams. Sowohl die Effizienz als auch das Arbeitsklima wurden spürbar verbessert. Ein wichtiges Ereignis des Jahres bildete die Publikation des fünften Inventar-Bandes, in welchem die sehr zahlreichen Fundmünzen aus dem Mithräum von Martigny vorgelegt werden.
Die Zusammensetzung der Kommission blieb unverändert, allerdings hat Prof. Hans-Markus von Kaenel seinen Rücktritt auf Ende Berichtsjahr bekanntgegeben. Hans-Markus von Kaenel war eine der entscheidenden Kräfte, die die Gründung des IFS vorangetrieben haben. Er hat als Präsident der Kommission in den Jahren 1988–1992 das IFS in seiner Aufbauphase ganz wesentlich geprägt. Auch nach seiner Berufung an die Universität Frankfurt am Main konnte die Kommission sowohl von seinem kritischen Blick aus der Distanz profitieren als auch von seinen Erfahrungen als Mitverantwortlicher des deutschen Fundmünzenprojektes FMRD/FdA, dem Vorbild aller vergleichbaren Institutionen in Europa. Wir bedauern seinen Rücktritt sehr, danken für sein grosses Engagement für unsere Institution und sind zuversichtlich, dass er dem IFS auch weiterhin verbunden bleiben wird.
Die Kommission hat sich dreimal getroffen; neben finanziellen und planerischen Belangen und den verschiedenen Aspekten der Restrukturierung waren zwei neue Mitarbeiter zu wählen. In mehreren Arbeitstreffen mit der Projektleiterin und mit den Mitarbeitern hat sich der Präsident regelmässig über den Stand der Arbeiten informiert.
Personelles und Administration
Wie bis anhin teilen sich fünf Mitarbeiter/-innen und ein Hilfsassistent insgesamt 300 Stellenprozente. Im Berichtsjahr fanden zwei Personalmutationen statt. Nach fünf Jahren wertvoller wissenschaftlicher Mitarbeit verliess uns Luisa Bertolaccini, um ihre Weiterbildung abzuschliessen. Sie wird als Bearbeiterin von Münzfunden allerdings weiterhin in engem Kontakt mit dem IFS stehen. Als Nachfolger wurde José Diaz Tabernero gewählt, der sein Studium mit einer Lizentiatsarbeit über die Fundmünzen aus dem Kloster Müstair abgeschlossen hat.
Seit Ende Oktober müssen wir auch auf Gilles Perret verzichten, der zum Konservator des «Cabinet de Numismatique» am «Musée d’Art et d’Histoire» in Neuenburg gewählt wurde. In dieser Funktion wird auch er weiterhin eng mit dem IFS zusammenarbeiten, zumal einer der nächsten IFS-Bände den Fundmünzen des Kantons Neuenburg gewidmet sein wird. In den zwei Jahren am IFS erwarb sich Gilles Perret grosse Verdienste um die Publikation des in diesem Jahr erschienenen fünften Inventar-Bandes, aber auch durch sein Engagement im informatischen Bereich. Die neu gewählte Nachfolgerin, Tünde Maradi, wird im Januar 2000 ihre Arbeit im IFS aufnehmen. Die Projektleitung liegt weiterhin bei Rahel C. Ackermann, Carol Schwarz ist als wissenschaftliche und Françoise Abriel als administrative Mitarbeiterin engagiert, Lorenzo Fedel als studentischer Hilfsassistent. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich im Berichtsjahr mit grossem Einsatz und Elan ihren Aufgaben gewidmet. Die unvermeidlichen Turbulenzen des Umzugs und der Stellenwechsel haben die Arbeitsatmosphäre nicht gebremst, sondern eher beflügelt. Im administrativen Bereich stand neben den laufenden Aufgaben die Vereinigung der Ablagesysteme der beiden bisherigen Arbeitsstellen im Vordergrund. Die Budget- und Finanzplanung lag in den Händen von R. C. Ackermann und F. Abriel; auch in diesem Jahr schulden wir Annemarie Hofer Dank für ihre grosse Unterstützung, die einen reibungslosen Ablauf der Alltagsgeschäfte und des Personalwesens gewährleistete. Die neuen Publikationen und die neue Adresse des IFS bedingten schliesslich eine Aktualisierung der Homepage auf dem Server der SAGW (www.sagw.ch).
Räumlichkeiten, Einrichtung
Als Konsequenz der Analyse unserer Tätigkeit wurden im Laufe des Sommers die beiden Büros in Lausanne und Zürich aufgehoben und durch eine zentrale Arbeitsstelle in Bern ersetzt. Die Kommission und die Mitarbeiter versprachen sich von dieser Massnahme eine Verbesserung der Corporate Identity, vermehrte Synergien und eine wesentliche Vereinfachung der Arbeitsabläufe – zu Recht, wie sich bereits jetzt zeigt. Die neuen Räumlichkeiten an der Aarbergergasse 30 haben sich bisher nicht nur als sehr zweckmässig erwiesen, sondern strahlen auch eine helle und angenehme Atmosphäre aus. Für die tatkräftige Hilfe von Markus Zürcher und dem Sekretariat der SAGW bei der Suche sind wir sehr dankbar. Die Einrichtung der Büros von den Schreibtischen bis zur Kaffeemaschine, was immer wieder auch kräftiges Anpacken verlangte, trug dazu bei, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Kontakte wegen der räumlichen Distanz bisher vor allem auf Telephon, Fax und E-Mail basierten, rasch besser kennen und ihre besonderen Qualitäten schätzen lernten. Schrittweise sind wir daran, Handbibliothek und Infrastruktur zu ergänzen.
Der Abschied aus den Räumlichkeiten, die uns seit Gründung des Inventars in der Sektion Archäologie des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich und im «Cabinet des médailles» in Lausanne zur Verfügung gestellt waren, fiel uns nicht leicht. Wir möchten an dieser Stelle nochmals den beiden Institutionen und den zahlreichen Kolleginnen und Kollegen danken, die unsere tägliche Arbeit über die Jahre mit Interesse verfolgt und grosszügig unterstützt haben.
Datenbank
Die Datenbank bildet zusammen mit den Publikationen das eigentliche Rückgrat des IFS. Im November umfasste sie bereits 3’250 Komplexe und mehr als 20’000 Einzelmünzen. Der Zuwachs von mehr als 3’000 Datensätzen basiert nicht nur auf Neufunden, sondern auch auf der konsequenten Eingabe älterer Fundmeldungen, auf Erfassungen im Rahmen der Sonderkredite und insbesondere auf der Einarbeitung der Fundmünzenkartei im Münzkabinett des Schweizerischen Landesmuseums, ein Projekt, welches auch im nächsten Jahr weiterverfolgt werden wird. Die Datenbank hat somit längst eine Grösse und einen Bekanntheitsgrad erreicht, die Anfragen von Münzfundbearbeitern an das IFS durchaus lohnend machen. Diese Möglichkeit wird von einem grösser werdenden Personenkreis regelmässig genutzt.
Im Rahmen der Datenbereinigung für den fünften Inventar-Band hat G. Perret zahlreiche automatische Kontrollen, Korrekturen und Sortierungen vorgenommen. Zudem hat er für die manuelle Korrektur reduzierte Masken erstellt. Die Erfahrungen, die in Zusammenhang mit den Publikationsvorbereitungen gewonnen wurden, fliessen zusammen mit der Auswertung einer Umfrage bei den Partnern des IFS in die Weiterentwicklung der Datenbank ein. Als nützlicher Testlauf wurden Daten eines Fundkomplexes, die im Programm Filemaker aufgenommen worden waren, in unsere Datenbank überführt. Besonders wertvoll war eine «table ronde» mit F. Kuhn (SIDOS) und H. Lüdi (HLS) im Hinblick auf die Prioritäten und Ausrichtung der Weiterentwicklung unserer Datenbank. Die Begleitung der nächsten Schritte wird im nächsten Jahr eine der Hauptaufgaben unserer neuen Mitarbeiterin T. Maradi sein.
Publikationen
Im Sommer erschien als fünfter monographischer Inventar-Band die Vorlage der Fundmünzen aus dem Mithräum von Martigny VS (vgl. Kästchen im letzte. Jahresbericht der SAGW 1998, S. 249–250). Andrew Cole legt darin über 2000 römische Münzen vor, ca. ein Sechstel ist abgebildet. F. Wiblé steuerte ausführliche Beiträge zum archäologischen Befund bei, dank derer die Münzen in ihrem Fundkontext interpretiert werden können. Die der Publikation beigelegte CD-ROM, auf der die Katalogangaben in tabellarischer Form enthalten sind, erleichtert die statistische Auswertung. Besonders verdankt wird die Unterstützung durch die archäologischen Stellen des Kantons Wallis, welche die aufwändigen fotografischen Arbeiten übernahmen.
Das Manuskript des Katalogteiles wurde so strukturiert aus der Datenbank generiert, dass im Wesentlichen lediglich der Seitenumbruch manuell vorgenommen werden musste. Dieses Vorgehen beschleunigte die letzten Produktionsschritte deutlich. Im Vergleich zur Produktion der beiden Bände über die Fundmünzen von Augusta Raurica (IFS 3 & 4, 1996), bei denen noch viele manuelle Eingriffe im Datenbank-Extrakt notwendig waren, sind wir also einen grossen Schritt weiter gekommen: Sind die Datenbankeinträge erst bereinigt, ist der Aufwand zur Produktion des Katalogteiles und der Indices eines IFS-Bandes nicht wesentlich höher als für ein Bulletin!
Die Vorbereitungsarbeiten zu zwei weiteren Bänden (St. Gallen und Neuenburg) laufen auf Hochtouren: Das St. Galler Manuskript ist weitgehend abgeschlossen, und die Informationen sind bereits zum grössten Teil in NAUSICAA erfasst; die Kontroll- und Korrekturphase hat begonnen. Der Arbeitsstand der drei Bearbeiter der Fundmünzen aus dem Kanton Neuenburg ist unterschiedlich doch alle haben im Laufe des Jahres Fortschritte gemacht, die einen Abschluss dieses Projektes, welches das IFS seit seiner Gründung im Jahre 1992 begleitet, absehen lassen. Beide Projekte Hessen sich durch den gezielten Einsatz unserer Sondermittel wesentlich beschleunigen.
Das Bulletin IFS/ITMS/IRMS 6 ist termingerecht erschienen und wurde an unsere Partner versandt. Wie immer zeigt es die regelmässige Ergänzung unserer Datenbank um die jüngsten Münzfunde und enthält eine vollständige Bibliografie zu Fundmünzen-Publikationen der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein. Auch in diesem Jahr hat die Schweizerische Numismatische Gesellschaft freundlicherweise die Druckkosten übernommen sowie den Versand an ihre Mitglieder zusammen mit dem Dezemberheft der Schweizer Münzblätter.
Die römischen Schatzfunde von Kempraten SG
An 1689, den 19. 29. Febr. ist zuna(e)chst unter Rapperschwil in einem Acker im Gubel genant / von Mr. Jacob Reifli / Ku(e)fer zu Rapperschweil / der das Fundament zu einer Scheuer graben wollen / ein erdiner Topf 12. Pfund schwer herausgegraben worden / darinn u(e)ber 1900. Stuck scho(e)ner alter Ro(e)mischer Mu(e)nzen gewesen / darunter von Valeriano, Gallieno, Salonina Uxore Gallieni, Claudio, Aur. Tranquillo, Aureliano, Severina Uxore Aureliani, Tacito, Probo & c. aus denen XXX. Tyrannen / die inzwu(e)schen geregiert haben / den Victorinus, Tetricus P. & F. Postumus, Senior & Jun. Marius, & c. welche alle bey 24. Jahren geregiert / und weilen unter dem Kaiser Probo dieses Land verherget worden; so ist es waarscheinlich dass sie damahls von einem Ro(e)mer seynd vergraben worden. An. 1690. im Apr. sind abermahl 1700. alte Ro(e)mische Pfenning an disem Orth ausgegraben worden.
J. J. Wagner, Mercurius Helveticus: fürstellend Die Denk- und Schauwuerdigsten vornehmsten Sachen und Seltsamkeiten der Eidgenossenschaft (Zürich 1701). S. 155f.
Das IFS gab den Anstoss, im Rahmen einer numismatischen Übung am Archäologischen Seminar der Universität Basel die Reste der zwei im vorangegangenen Zitat beschriebenen Münzfunde zu bearbeiten, die 1689 und 1690 in Kempraten entdeckt worden waren. Von ursprünglich offenbar rund 3600 Münzen sind heute nur (oder immerhin) noch 218 im Schweizerischen Landesmuseum und im Historischen Museum St. Gallen vorhanden. Dank dem Entgegenkommen dieser beiden Institutionen konnten die Münzen von Studierenden in Basel bestimmt und nach den Kriterien des IFS katalogisiert werden. Die erarbeitete Dokumentation wurde den beiden Museen und der Kantonsarchäologie St. Gallen Übergeben, während die detaillierten Bestimmungen beim IFS abgelegt sind. Die jüngsten belegbaren Münzen sind Prägungen des Probus (276–282). Die beiden Funde lassen sich heute nicht mehr unterscheiden, doch ist es durchaus möglich, dass es sich ursprünglich um zwei Gruppen von Münzen (Antoninianen) handelte, die demselben Besitzer gehört hatten. Die Zusammensetzung der Restmenge entspricht den Erwartungen und ist recht typisch für Funde des späten 3. Jahrhunderts.
Die unkomplizierte und effiziente Zusammenarbeit zwischen IFS, Universität, Kantonsarchäologie und Museum hat sich so gut bewährt, dass sich weitere Unternehmungen dieser Art aufdrängen. Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Die Studierenden hatten die – leider immer noch seltene – Gelegenheit, anhand von Originalfunden Erfahrungen mit der numismatischen Bestimmungsarbeit zu sammeln und sich mit der Methodik der Interpretation von Münzfunden auseinanderzusetzen. Dank dem grossem Einsatz konnte das anvisierte Ziel tatsächlich erreicht und innerhalb eines Semesters der gesamte vorhandene Bestand dokumentiert und bestimmt werden.
- Die beiden Museen erhielten ein genaues und nach dem aktuellen Forschungsstand erarbeitetes Inventar der Münzen.
- Die Bestimmungen werden in die Datenbank des IFS integriert.
Dienstleistungen und Kontakte
Das IFS erhielt und bearbeitete im Berichtsjahr rund 80 Anfragen, meist in Bezug auf die Datenbank, aber auch zu generellen Problemen im Zusammenhang mit Fundmünzen.
Vor allem wurde aber wie üblich der Kontakt mit den für die Fundmünzen verantwortlichen Stellen aller Kantone gepflegt, insbesondere im Zusammenhang mit der jährlichen Datenerhebung aller Neufunde. Konkrete Unterstützung wurde dabei in Luzern, im Aargau und in Graubünden geleistet. Auf Grund der Abschlussarbeiten des fünften IFS-Bandes war der Kontakt mit Martigny naturgemäss besonders intensiv. Dasselbe gilt für weitere Projekte (St. Gallen, Neuenburg und Pfyn), die häufigen persönlichen Austausch erfordern. Besonders eng waren die Kontakte ferner mit den Kolleginnen und Kollegen in Augst, Avenches, Bern, Triesen FL und Winterthur (Münzkabinett). Regelmässige Treffen mit den Berner Kollegen D. Schmutz (Münzkabinett des Historischen Museums) und S. Frey-Kupper (Archäologischer Dienst) sowie mit den Kolleginnen und Kollegen am Münzkabinett Winterthur sind bereits zu einer fruchtbaren Tradition geworden.
Mehrmals wurden die Bibliothek und die topographische Fundaufnahme der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte in Basel benutzt, ebenso das Archiv der Sektion Archäologie des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich. Die durch das IFS vermittelte Katalogisierung der Fundmünzen aus Balzers FL konnte abgeschlossen werden.
Sonderkredite
Die verbleibenden Sondermittel wurden weiterhin zielgerichtet in drei Bereichen eingesetzt: Einerseits konnten die Publikationsprojekte beschleunigt werden; nicht nur der inzwischen erschienene Band über die Fundmünzen von Martigny profitierte davon, sondern auch die Projekte St. Gallen, Neuenburg, Waadt und Pfyn. Andererseits wurde die Aufnahme von Altfunden in die Datenbank weitergeführt, darunter auch die Informationen der Fundmünzen-Kartei im Schweizerischen Landesmuseum, deren Übertragung allerdings noch nicht ganz abgeschlossen werden konnte. Inzwischen sind Hunderte von Quellen zu Fundmünzen aus den Archiven der Antiquarischen Gesellschaft Zürich und der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft zu Basel transkribiert.
Diese Datensammlungen bergen unschätzbare Informationen, die nicht nur für die Bearbeitung der Fundmünzen und für die Münzkabinette von grossem Interesse sind, sondern ebenso aus rein archäologischer und forschungsgeschichtlicher Hinsicht. Die Transkriptionen werden den verwahrenden Institutionen und den zuständigen Stellen der Kantone zur Verfügung gestellt. Schliesslich konnte das IFS seine Handbibliothek ausbauen und einige technische Hilfsmittel anschaffen, die für die Bearbeitung von Fundmünzen unerlässlich sind. Damit ist das IFS nun in der Lage, auch in Kantonen konkrete Bestimmungs- und Bearbeitungshilfe zu leisten, die über keine eigene Infrastruktur verfügen.
Weitere Tätigkeiten
An der Jahrestagung der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (SAF) am 5. März in Frauenfeld nahmen R. C. Ackermann, L. Fedel, G. Perret und C. Schwarz teil. Herr Perret referierte stellvertretend für F. Wible über den archäologischen Zusammenhang der Münzen aus dem Mithräum von Martigny, die in der Folge von A. Cole näher vorgestellt wurden. Marguerite Spoerri gab einen Überblick über den Stand des IFS-Projektes über die Fundmünzen des Kantons Neuenburg. R. C. Ackermann orientierte über die strukturellen Änderungen im IFS, über die aktuellen Tätigkeiten und den Stand der laufenden Projekte. Im März trat R. C Ackermann die Nachfolge von L. Bertolaccini als Vertreterin des IFS im Vorstand der SAF an, der sich im Berichtsjahr fünfmal traf. In dieser Funktion ist sie auch an der Organisation einer zweitägigen Tagung zur Regiona-lität und Überregionalität des Geldumlaufs im Gebiet der heutigen Schweiz beteiligt.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vertraten das IFS im Oktober und November an den Jahrestreffen der Arbeitsgemeinschaften für Archäologie des Mittelalters (SAM, in Porrentruy) und für Provinzialrömische Archäologie (ARS, in Yverdon) und konnten dabei zahlreiche Kontakte pflegen und knüpfen.
L. Bertolaccini nahm im Mai an einer Tagung in Luzern zum Thema Inventarisation teil; J. Diaz Tabernero und R. C. Ackermann besuchten im Oktober ein internationales Kolloquium in Mailand zum epochenübergreifenden Thema «I luoghi della moneta». Zahlreiche persönliche Kontakte kamen dem Bekanntheitsgrad des IFS sehr zugute. L. Fedel war im Oktober am Museumsbestimmungstag in Frauenfeld engagiert und bestimmte Münzen, die vom Publikum vorgewiesen wurden, darunter auch Fundmünzen aus den Kantonen Thurgau und St. Gallen.
Ausblick
Durch die Etablierung des IFS nicht nur als Herausgeberin und Koordinatorin von numismatischen Quelleneditionen und als Betreiberin der Fundmünzen-Datenbank, sondern auch als wissenschaftlicher Dienstleistungsbetrieb werden die Aufgaben breiter und die Anforderungen höher, aber auch interessanter. Bestätigung und Motivation erfährt unsere Institution durch die Tatsache, dass inzwischen die meisten Publikationen zu Fundmünzen der Schweiz Bezug auf das IFS nehmen, sei es auf Grund direkter Anfragen oder durch Verweise auf seine Publikationen. Das aktive kundenorientierte Bemühen um kontinuierliche Kontakte mit kantonalen Institutionen und Museen, die für die Fundmünzen zuständig sind, zahlt sich aus und intensiviert sich ständig. Ausserdem können durch die Vermittlungstätigkeit des IFS immer wieder Kontakte geknüpft, Verbindungen hergestellt und Projekte angeregt werden, die in der Folge oft ohne weiteres Zutun unserer Institution funktionieren, aber stets einen Zuwachs der Datenbank nach sich ziehen. Letzteres wird weiterhin ein Hauptanliegen des IFS sein; nicht nur werden laufend Neufunde integriert, sondern der Transkription und Aufnahme von Archivalien wird weiterhin grosses Gewicht zukommen. Grundlage für die laufende Vermehrung der Datensammlung ist die Verteilung der überarbeiteten Eingabe-Applikation an die Bearbeiter/-innen in den einzelnen Kantonen, ein prioritäres Ziel des nächsten Jahres.
Die internationalen Kontakte des IFS, die bisher auf Grund der Aufgabenfülle und der Konzentration auf die Aufbauarbeit vor allem im Rahmen der persönlichen wissenschaftlichen Ausstrahlung der einzelnen Mitarbeiterinnen gepflegt werden konnten, sind verbesserungswürdig. Die Rezeption unserer Institution in der internationalen Fachwelt beruht bisher zu grossen Teilen auf unseren Publikationen, die allerdings auch im Ausland rege benutzt werden. Dies lässt sich sowohl anhand von Rezensionen beobachten als auch an Forschungen, die vom IFS publiziertes Material verwenden. Die Datenbank selbst wird vom Ausland her bis jetzt erst relativ selten benutzt. Es hat sich noch nicht genügend herumgesprochen, dass das IFS nicht nur konventionell Material publiziert, sondern auch auf elektronischem Wege bereitstellt und somit international als eine der ersten und einzigen numismatischen Institutionen ein seit Jahren diskutiertes und postuliertes Instrument auch tatsächlich – und unter überaus liberalen Bedingungen – anbietet.
Im nächsten Jahr wird der Publikation einer weiteren Monographie grosses Gewicht zukommen, in welcher die mittelalterlichen und neuzeitlichen Fundmünzen des Kantons St. Gallen vorgelegt werden, ferner wird das jährliche Bulletin erscheinen. Drei weitere Katalogprojekte sind teilweise weit fortgeschritten und werden auch im kommenden Jahr intensiv betreut werden.
Markus Peter