Publications
Annual IFS ITMS IRMS 2001
Inventar der Fundmünzen der Schweiz
Inventaire des trouvailles monétaires suisses
Das Berichtsjahr war für das Inventar der Fundmünzen der Schweiz (IFS) durch mehrere Schwerpunkte geprägt. Zentral waren die Publikation des sechsten Bandes seiner Katalogreihe sowie die Arbeiten an der Datenbank (Bereinigungs- und weiterführende Konzeptarbeiten; FileMaker-Applikation, siehe unten). Die Ausarbeitung des Mehrjahresplanes 2004–2007 bot einen willkommenen Anlass, um die bisherigen zehn Jahre IFS zu überdenken, unsere Institution im aktuellen Umfeld zu positionieren und uns Gedanken darüber zu machen, wo kurz- und mittelfristig die Schwerpunkte unserer Tätigkeiten zu setzen sind.
Im Berichtsjahr hat sich die Kommission zweimal getroffen, um die laufenden Geschäfte zu erledigen und die Zukunft des IFS zu diskutieren. Aus gesundheitlichen Gründen ist Prof. Reinhold Kaiser aus der Kommission ausgetreten; wir danken ihm an dieser Stelle für sein langjähriges aktives Mitwirken in unserem Gremium. In mehreren Arbeitstreffen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat sich der Präsident über den Stand der Arbeiten informiert.
Personelles und Administration
Die personelle Zusammensetzung des IFS-Teams blieb unverändert. Die Projektleiterin Rahel C. Ackermann hat ihr Pensum leicht erhöht; der Personalbestand umfasst jetzt insgesamt 320 Stellenprozente. Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter José Diaz Tabernero, Tünde Maradi und Carol Schwarz verfolgen neben ihren Linienfunktionen eigene Schwerpunkte und Projekte innerhalb der Tätigkeiten des IFS, während die administrative Mitarbeiterin Françoise Abriel vor allem die Projektleiterin unterstützt und mit Produktion und Vertrieb unserer Publikationen beschäftigt ist. Unser wissenschaftlicher Hilfsassistent Lorenzo Fedel wird neben numismatischen Bestimmungsarbeiten hauptsächlich für die Datenerfassung eingesetzt. Zusätzlich konnten wir kleinere Aufträge an Auswärtige geben und so die Tätigkeiten des IFS über den Sollstellenplan hinaus intensivieren. Wie in jedem Jahr haben wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Generalsekretariates der SAGW zu danken, die sich stets freundlich unserer verschiedenen Anliegen annehmen, ganz besonders Annemarie Hofer für das Erledigen unserer finanziellen und personellen Administration.
Infrastruktur
Die Räumlichkeiten an der Aarbergergasse in Bern haben sich weiterhin sehr bewährt. Nicht zuletzt dank ihrer zentralen Lage werden sie auch von Auswärtigen besucht, intensiv im Rahmen der regelmässigen Kontakte mit Vertretern verwandter Institutionen in Bern, mit S. Frey-Kupper, der Fundmünzenbearbeiterin des Archäologischen Dienstes Bern, und mit D. Schmutz, dem Konservator des Münzkabinetts des Bernischen Historischen Museums.
Die Handbibliothek sowie weitere Einrichtungen des IFS finden nicht nur im Arbeitsalltag intensiv Verwendung, sondern werden immer wieder auch von Auswärtigen genutzt. Im Berichtsjahr konnte zudem noch aus Sondermitteln eine digitale Kamera mit einem Reprogestell angeschafft werden. Diese Einrichtung wird uns mittelfristig erlauben, Photos von Fundmünzen und Archivalien in die Datenbank zu integrieren mit dem Ziel, diese in Zukunft auch über Internet zugänglich zu machen.
Datenbank
Die Datenbank verdient als Kernstück unserer Institution besondere Aufmerksamkeit. Unter der Leitung von Tünde Maradi wurde am Konzept der revidierten Hauptdatenbank weitergearbeitet und die verschiedenen Begriffslisten in Angriff genommen. Der Datenbestand ist auch im Berichtsjahr gewachsen und umfasst nun 4345 Komplexe mit ca. 210’000 Objekten und mehr als 22’000 detailliert erfassten Einzelmünzen. Ein Schwerpunkt lag zudem auf der Bereinigung und Ergänzung bereits erfasster Daten im Hinblick auf zukünftige Publikationsprojekte, also vor allem der Neuenburger und Tessiner Funde.
Neben der Betreuung unserer Datenbank NAUSICAA, die im Berichtsjahr der Publikation von IFS 6 und dem IFS-Bulletin 8 zu Grunde lag, arbeitete Tünde Maradi intensiv an einer «leichten» FileMaker-Version für PC und Mac. H.-U. Geiger erfasst darin die Tessiner Kirchenfunde und testet damit die Applikation intensiv. Resultate von Diskussionen nach IFS-internen Testläufen sollen noch umgesetzt werden, damit im Laufe des nächsten Jahres das Produkt einem weiteren Kreis Interessierter zur Verfügung gestellt werden kann.
Publikationen
Mit dem Erscheinen des sechsten Bandes unserer Reihe Inventar der Fundmünzen der Schweiz (IFS 6) aus der Feder von Benedikt Zäch fand ein Projekt seinen Abschluss, das uns über Jahre hinweg begleitet und mit der Drucklegung auch im Berichtsjahr intensiv beschäftigt hat. Der stattliche Band legt die mittelalterlichen und neuzeitlichen Fundmünzen aus dem Kanton St. Gallen vor, insgesamt über 2’100 nachweisbare Münzen, von denen 783 detailliert beschrieben werden. Benedikt Zäch hat jeden Fund sorgfältig recherchiert und kommentiert, so dass für den Lesenden Interpretationen weit über die einzelne Münze hinaus möglich sind. Eingeflossen sind auch zahlreiche von Privaten durch Zufall – etwa bei Bausanierungen entdeckte Münzen –, die zum grossen Teil 1994 anlässlich zweier Münzbestimmungstage im Historischen Museum St. Gallen vorgewiesen worden waren. Ohne diese zusätzlich erschlossene Informationsquelle würde etwa die Hälfte der 156 Fundpunkte auf den Karten fehlen! Die Publikation bildet nicht nur eine historisch-archäologische Quellenedition. Für den Bearbeitenden von Fundmünzen sind IFS-Bände dieser Art auch als eigentliche Arbeitsinstrumente eine grosse Hilfe, da der reichhaltige Tafelteil und die Beschreibungen nach dem neusten Forschungsstand oftmals langwierige eigene Recherchen verkürzen können. Die gut besuchte Buchvernissage fand am 28. November im Historischen Museum St. Gallen in Anwesenheit von Regierungspräsidentin Kathrin Hilber statt.
Das Bulletin IFS ITMS IRMS 8 ist termingerecht erschienen und wurde an unsere Partner und Abonnenten versandt. Carol Schwarz und José Diaz Tabernero oblag es. die Informationen zu Neufunden und die im Jahre 2000 erschienene Literatur zu sammeln, in die Datenbank einzuarbeiten und das Bulletin herauszugeben. Die Karten, die wir im letzten Jahr einfügten, stiessen auf ein positives Echo und sind durch Tünde Maradi in Absprache mit den beiden Zuständigen weiterentwickelt worden. Den Inhalt des Bulletins haben wir zudem einer sanften Überarbeitung unterzogen: Neufunde und Bibliographie werden nun gemeinsam aufgeführt, und ein zusätzliches Bemerkungsfeld erlaubt es, weitere Informationen wie etwa numismatische Kurzbestimmungen zu einzelnen Komplexen zu geben, in Zukunft werden wir diese Möglichkeit weiter ausbauen. An dieser Stelle möchten wir besonders der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft (SNG) danken, die seit der ersten Nummer den Druck unseres Bulletins weitgehend trägt und es zusammen mit den Schweizer Münzblättern an ihre Mitglieder verteilt.
Projekte
Weit fortgeschritten ist unser Projekt der Aufnahme der rund 1000 Fundmünzen aus Tessiner Kirchen (sieh. Jahresbericht SAGW 2000, S. 232–233). H.-U. Geiger schliesst im Berichtsjahr die numismatische Bestimmungsarbeit ab. Das «Ufficio dei beni culturali» in Bellinzona ist nun daran, die Bestände für die vorgesehene Publikation durchzufotografieren und die archäologischen Kommentare vorzubereiten. Dieses durch das IFS lancierte und aus Sondermitteln finanzierte Projekt erschliesst eine numismatisch und wirtschaftsgeographisch weit über unsere Landesgrenzen hinaus höchst interessante, aber in dieser Hinsicht bisher weitgehend unbekannte Region der Schweiz.
In diesem Jahr hat M. Trachsel im Auftrag des IFS die Durchsicht der Korrespondenz der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich (AGZ) abgeschlossen. Damit findet ein Projekt, das 1999 mit Sondermitteln gestartet werden konnte, seinen vorläufigen Abschluss: über 2’500 schriftliche Hinweise auf Münzfunde in den Archiven der AGZ und der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft zu Basel (HAG) sind erschlossen. Es gilt nun, die einzelnen Texte bestimmten Funden zuzuweisen, eine Arbeit, die nur in enger Zusammenarbeit mit den betreffenden kantonalen Stellen und im Rahmen von Fundmünzenbearbeitungen sinnvoll und möglich ist. So hat die Kantonsarchäologie Basel-Stadt die Transkriptionen zu Funden aus ihrem Gebiet in ihre Dokumentation integriert und uns im Gegenzug weitere Informationen zu den Fundstellen zur Verfügung gestellt. Immer wieder fliessen zudem einzelne der transkribierten Texte in archäologischnumismatische Studien ein. Die Transkriptionen sind bereits zu zwei Dritteln in eine FileMaker-Datenbank transferiert, um ihre Konsultation zu erleichtern und in Zukunft die Integration in unsere Hauptdatenbank zu erleichtern.
Dienstleistungen und Kontakte
Im Rahmen der alljährlichen Datenerhebung für das Bulletin bestanden Kontakte mit den zuständigen Stellen in fast allen Kantonen. Den zuständigen Personen sei für die Bereitschaft gedankt, mit der sie uns stets wieder rechtzeitig ihre Informationen zur Verfügung stellen und damit das Vorlegen einer jährlichen Fundstatistik erst ermöglichen. In einigen Kantonen (Aargau, Luzern, Graubünden) haben wir die Neufunde selbst aufgenommen.
Besonders intensiv war der Kontakt mit den Zuständigen der Kantone, in denen Publikationsprojekte anstehen oder inzwischen abgeschlossen werden konnten: St. Gallen, Tessin, Bern und Zug. Carol Schwarz hat zudem die drei Autoren des Neuenburger Projektes intensiv begleitet sowie deren Materialaufnahme ergänzt und in die Datenbank übertragen; sie hat mit ihrem Einsatz dieses Projekt einen grossen Schritt weitergebracht. Das IFS hat weiter als interne Weiterbildungsveranstaltung mit vereinten Kräften die antiken Münzen in der Münzsammlung des Historischen Vereins der V Orte gesichtet, die zur Zeit von St. Doswald aufgearbeitet wird; im Gegenzug wird das IFS alle Bestimmungen von Fundmünzen in dieser Sammlung (ca. 150 Stück vor allem aus der Zentralschweiz) übernehmen.
Das IFS hat sich über die Jahre zu einer Anlaufstelle für numismatisch-archäologische Fragestellungen unterschiedlichster Art entwickelt. Immer häufiger wenden sich auch Studierende der historisch-archäologischen Fächer an uns, um Informationen zur Numismatik im Allgemeinen, zu konkreten Fragen über Fundmünzen ihres Arbeitsgebietes oder für Münzbestimmungen zu erhalten. Im Berichtsjahr konnten wir zudem die Teilnehmenden des numismatischen Kolloquiums des Historischen Seminars der Universität Zürich mit unserem Bulletin-Supplement zu Abnutzung und Korrosion (1995) unterstützen. Ferner konnten wir unserem Hilfsassistenten Lorenzo Fedel Material für seine Lizentiatsarbeit vermitteln. Viele Anfragen erreichen uns über die persönlichen Kontakte der verschiedenen Mitarbeiter. So wird etwa Kurt Wyprächtiger bei der Aufarbeitung der römischen Fundmünzen aus dem Klettgau im Auftrag der Kantonsarchäologie Schaffhausen durch Jose Diaz begleitet werden. Rahel C. Ackermann besuchte die Münzensammlung des Museums Prestegg in Altstätten SG und beriet den zuständigen P. J. Schaps im Hinblick auf deren Inventarisierung.
Weitere Tätigkeiten
Wie jedes Jahr war das IFS durch seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an verschiedenen Jahrestreffen der archäologischen und numismatischen Arbeitsgemeinschaften vertreten, so bei der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (SAF) im März in Solothurn durch R. C. Ackermann, J. Diaz, L. Fedel und T. Maradi; J. Diaz hat das Tessiner Projekt vorgestellt. Bei der Jahresversammlung der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft (SNG) im Mai in Zürich waren J. Diaz und L. Fedel anwesend, bei der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Mittelalterarchäologie (SAM) Ende Oktober in St. Gallen J. Diaz und Mitte November bei der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Provinzialrömische Archäologie (ARS) in Zug R. C. Ackermann und J. Diaz.
Tünde Maradi hat sich an verschiedenen Kursen und Intensiv-Tagen mit informatischen Problemen auseinandergesetzt (Internet-Auftritt, digitale Bildverarbeitung und digitale Karten auch im Hinblick auf unsere Publikationen). Rahel C. Ackermann nahm an der Herbsttagung der SAGW zum Thema «Geisteswissenschaften» heute und morgen teil und besuchte einen eintägigen Teamarbeit-Kurs. Jose Diaz hat in den Schweizer Münzblättern eine Untersuchung zur Typologie der Veroneser «denari piccoli» vorgelegt, in die zahlreiche Schweizer Funde eingeflossen sind; das IFS hat die zusätzlichen Kosten der italienischen Version übernommen, damit diese Erkenntnisse der Schweizer Fundmünzenbearbeitung auch im italienischsprachigen Raum rezipiert werden kann.
Ausblick
Neben den Vorbereitungsarbeiten für die nächsten geplanten IFS-Monographien (Tessin, Neuenburg, Zug) und den laufenden diversen Aufgaben der Institution in ihrer Funktion als Anlaufstelle für archäologisch-numismatische Fragen wird auch im nächsten Jahr der informatische Bereich von besonderer Wichtigkeit sein. Einerseits wird die Weiterentwicklung der zentralen Datenbank weiter voranschreiten, und andererseits gilt es, die bisherigen Erfahrungen mit der vereinfachten FileMaker-Benutzerapplikation in eine bereinigte Version einfliessen zu lassen, die auf breiterer Basis benützt werden kann.
Markus Peter