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Annual IFS ITMS IRMS 2002
Inventar der Fundmünzen der Schweiz
Inventaire des trouvailles monétaires suisses
Die Kommission für das Inventar der Fundmünzen der Schweiz (IFS) hatte einen schmerzlichen Verlust zu beklagen: Prof. Martin Körner ist im Juni nach schwerer Krankheit verstorben. Wir werden sein Engagement sehr vermissen. Ausserdem ist Prof. Daniel Paunier mit seiner Emeritierung aus der Kommission zurückgetreten. Sowohl Herr Körner als auch Herr Paunier waren Gründungsmitglieder des Kuratoriums für die Bearbeitung der Fundmünzen der Schweiz im Jahre 1989. Sie haben das IFS durch all die Jahre sehr engagiert, pragmatisch und kompetent begleitet. Es freut uns, dass Daniel Paunier dem Unternehmen weiterhin verbunden bleibt. Als neues Mitglied der Kommission konnte Dr. Peter-Andrew Schwarz gewonnen werden, alt Kantonsarchäologe und jetzt Dozent am Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Basel.
Die Kommission traf sich im Berichtsjahr zweimal; mehrere Traktanden wurden ausserdem auf dem Korrespondenzweg erledigt. Der Präsident der Kommission traf sich regelmässig mit der Leiterin des IFS und besuchte öfters die Arbeitsstelle in Bern.
Das IFS konnte sein zehnjähriges Jubiläum feiern. Aus diesem Anlass konzipierten T. Boschetti-Maradi und J. Diaz Tabernero ein numismatisches Spiel in der von Urs Hostettler herausgegebenen Reihe ANNO DOMINI (siehe Seite 232). Ausserdem erschienen Berichte im Bulletin SAGW und in den Schweizer Münzblättern.
Seit diesem Jahr verfügt das IFS über ein eigenes Logo. Die entsprechenden Briefschaften sind umgesetzt und eingeführt. Der Web-Auftritt des IFS wurde ebenfalls erneuert und erweitert. Die Homepage findet sich innerhalb jener der SAGW (www.sagw.ch – Institutionen und Kommissionen – Inventar der Fundmünzen der Schweiz).
Im Zusammenhang mit der Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Technologie in den Jahren 2004–2007 (BFT-Botschaft 2004–2007) erstellten R. C. Ackermann und der Schreibende in Zusammenarbeit mit der IFS-Kommission einen ausführlichen Bericht zu Händen des Vorstandes der SAGW und des Bundesamtes für Bildung und Wissenschaft (BBW), in dem die Anliegen, Ziele und der bisherige Leistungsausweis des IFS detailliert geschildert werden.
Personelles, Administration und Infrastruktur
Im Berichtsjahr fanden im Team keine Änderungen statt. Nach wie vor teilen sich sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Pensum von 320 Stellenprozenten: Rahel C. Ackermann (Leiterin), Tünde Boschetti-Maradi und Carol Schwarz (wissenschaftliche Mitarbeiterinnen), Jose Diaz Tabernero (research associate), Françoise Abriel (administrative Mitarbeiterin), Lorenzo Fedel (studentische Hilfskraft).
Die Handbibliothek des IFS konnte vor allem durch Schriftentausch mit den archäologischen Diensten der Schweiz, des Fürstentums Liechtenstein und mit anderen europäischen Fundmünzenunternehmen deutlich vergrössert werden. Die Bibliothek steht auch Auswärtigen zur Verfügung und wird regelmässig genutzt.
Dass die Personal- und Finanzadministration auch in diesem Jahr so problemlos vonstatten gingen, verdanken wir wieder der unkomplizierten Zusammenarbeit mit dem Generalsekretariat der SAGW, insbesondere mit Markus Zürcher und Annemarie Hofer-Weyeneth. Ihnen, aber auch den übrigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Generalsekretariats, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Datenbank
Auch im Berichtsjahr wuchs der Datenbestand deutlich: Der Zuwachs beträgt 202 Komplexe mit 2923 Münzen sowie 619 individuell erfasste Münzen und betrifft in erster Linie die Neufunde der Jahre 2001 und 2002; hinzu kommen kleinere neu publizierte Bestände und solche, die im Zusammenhang mit Projekten des IFS neu bearbeitet werden. Die bereits bestehenden Einträge werden laufend kontrolliert und gewartet, insbesondere im Zusammenhang mit den Publikationsprojekten des IFS. Die Datenbanken des IFS umfassen jetzt ca. 4’800 Komplexe mit rund 218’800 Einzelobjekten; davon sind 23’260 individuell erfasst. Diese Informationen werden intern und extern intensiv genutzt.
Im Hinblick auf die Weiterentwicklung der zentralen Datenbank wurde im September ein von T. Boschetti-Maradi mit Hilfe eines externen Informatikers konzipiertes Rohkonzept vorgestellt. Das Detailkonzept der neuen Datenbank des IFS (NAUSICAA) ist in Arbeit; einzelne Module sind bereits überarbeitet.
Die neue FileMaker-Adaption von NAUSICAA, eine leicht zu handhabende «Light-Version», die auch unter MAC-Systemen läuft, ist in Zürich (Kirchenfunde Tessin, Dissertationsprojekt Innerschweiz, Lizentiatsarbeit zu einem Hort aus Porrentruy), für Chur und für das Klettgau SH im Einsatz; bisher wurden damit rund 2’500 Münzen erfasst. Eine überarbeitete Variante wird zur Zeit getestet.
Publikationen
Auch in diesem Jahr haben C. Schwarz und J. Diaz Tabernero die Erhebung der Neurunde des Vorjahres durchgeführt und die Informationen für das Bulletin IFS ITMS IRMS 9, 2002 zusammengetragen. Die geänderte Darstellung und die regestartigen Kommentare, die 2001 erstmals erschienen, stiessen auf positives Echo und wurden in der diesjährigen Ausgabe weitergeführt. Einmal mehr danken wir der Schweizerische Numismatische Gesellschaft (SNG) für ihre Unterstützung und den Versand des Bulletins.
IFS 6, die Uebersicht über die mittelalterlichen und neuzeitlichen Münzfunde aus dem Kanton St. Gallen aus der Feder von B. Zäch, kam gegen Ende des letzten Jahres heraus; im Berichtsjahr erschienen drei Anzeigen und zwei Rezensionen in numismatischen Zeitschriften. Die erreichte Qualität schlägt sich nicht nur in den lobenden Rezensionen, sondern auch in den Verkaufszahlen nieder.
H.-U. Geiger hat im Berichtsjahr drei Aufsätze zum Tessiner Kirchenfundprojekt (siehe unten) publiziert, und von J. Diaz Tabernero sind vier Arbeiten zu Münzfunden und zum Geldumlauf des Mittelalters und der Neuzeit erschienen.
Projekte
Die Aufarbeitung der Fundmünzen aus Tessiner Kirchen, ein Projekt des IFS in Zusammenarbeit mit dem «Ufficio dei beni culturali in Bellinzona», ist weiter fortgeschritten. Der Katalog ist durch H.-U. Geiger weitgehend abgeschlossen; ausstehend sind die Angaben zu den genauen Fundorten, die es erst ermöglichen. den Katalog nach archäologisch sinnvollen Einheiten zu ordnen (Koordination J. Diaz Tabernero).
Auch die Neuenburger KantonsUebersicht macht Fortschritte: C. Schwarz führt die Kataloge der einzelnen Autoren zu einem Ganzen zusammen und ergänzt die Lücken, insbesondere durch das Aufspüren und Ausleihen verschiedener kleinerer Fundbestände in regionalen Museen und bei Privaten und deren Aufarbeitung (in Zusammenarbeit mit G. Perret, «Musee d’Art et d’Histoire», Neuchätel).
Daneben unterstützt das IFS die Vorbereitungen eines zweiten Bandes der KantonsUebersicht Zug mit den Neufunden der letzten 10 Jahre und einigen Nachträgen zu IFS 2, 1993, insbesondere durch die Sichtung der römischen Neufunde.
Die Transkriptionen der Archivalien zu Fundmünzen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich (AGZ) und der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft zu Basel (HAG) – rund 4’500 Datensätze – wurden soweit aufbereitet, dass sie zu Beginn des nächsten Jahres in einer einheitlichen FileMaker-Applikation zusammengeführt werden können.
Dienstleistungen und Kontakte
Das IFS pflegte wie üblich regelmässige Kontakte mit allen Kantonen im Zusammenhang mit der Datenerhebung für das Bulletin. In den Kantonen Aargau (R. C. Ackermann), Graubünden (J. Diaz Tabernero) und Jura (L. Fedel) wurden die Neufunde durchgesehen, im Kanton Luzern wurden sie durch R. C. Ackermann im Auftrag der Kantonsarchäologie bearbeitet. Im Auftrag des Kantons Aargau hat R. C. Ackermann zudem die Neufunde 2000–2001 aus der Sanierung des Schlosses Hallwyl, Seengen bearbeitet. J. Diaz Tabernero nahm die numismatischen Funde aus einem Turmknopfdepot der Jesuitenkirche in Luzern auf, das anlässlich der Bausanierung geöffnet wurde. L. Fedel bestimmte Neufunde aus dem Kanton St. Gallen und unterstützte die Bestimmung von Münzfunden aus einer Lehrgrabung der Universität Zürich.
Auf der Flur Müllerenhütte oberhalb von Kerns, Melchsee-Frutt OW, liegt die bisher einzige Alpwüstung, in der Münzen gefunden worden sind. R. C. Ackermann hat als Teil der Grabungspublikation im Auftrag des Kantons Obwalden den Katalog der Fundmünzen und einen Kommentar druckfertig vorbereitet.
Eine neue Dienstleistung, die das IFS anbietet, ist das Erstellen digitaler Aufnahmen von Fundmünzen, die sich sowohl zur zukünftigen Einbindung in die Datenbank als auch als Druckvorlagen eignen. Die meisten der bisherig 1’076 Aufnahmen wurden für geplante IFS-Publikationen und für vom IFS unterstützte Projekte erstellt, so für den Kanton Neuenburg, das «Musee Boudry» NE, den Historischen Verein der Fünf Orte (deponiert im Historischen Museum Luzern), das Bernische Historische Museum, das Nidwaldner Museum und weitere kleine Sammlungen der Innerschweiz. Der Austausch mit anderen Stellen, die bereits Erfahrungen mit digitaler Photographie und Druckereien gemacht haben, sowie Testabzüge durch die Druckerei erlaubten das zügige Erreichen eines qualitativ hochstehenden Standards (Koordination T. Boschetti-Maradi).
Im Berichtsjahr wurde neben mehreren Seminar- und Lizentiatsarbeiten eine Dissertation über die mittelalterlichen und neuzeitlichen Fundmünzen aus derInnerschweiz unterstützt. Das IFS ist ferner Mitträger eines Nationalfondsprojektes zur römischen Nekropole von Losone-Arcegno TI; die Katalogisierung und Auswertung der rund 500 Fundmünzen durch T. Boschetti-Maradi wurde im Dezember aufgenommen. Frau Boschetti-Maradi ergänzte ferner den Katalog der rund 750 Fundmünzen aus dem römischen Kastell Pfyn und bereitete ihn im Auftrag des Amtes für Archäologie Thurgau für eine kantonale Publikation auf. R. C. Ackermann bearbeitete einen Komplex aus Chur für das Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie der römischen Provinzen der Universität Bern.
An internationalen Kontakten sind insbesondere ein Arbeitsbesuch von J. Diaz in Mailand und der Besuch von Dr. Rainer Cunz, Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, in Bern hervorzuheben.
Auf Anfrage des Bundesamtes für Kultur (BAK) stellte das IFS in der Ausstellung «Kultur-Güter-Transfer-Gesetz» (Bern, Politforum Käfigturm. 31. 8.–26. 10. 2002) die Problematik aus der Sicht der Numismatik vor.
Weitere Tätigkeiten
Das IFS war auch in diesem Jahr durch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an mehreren Tagungen und Jahresversammlungen der archäologischen und numismatischen Arbeitsgemeinschaften vertreten: Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (SAF) in Martigny; Schweizerische Numismatische Gesellschaft (SNG) in Lugano; Schweizerische Akademie für Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) in Lugano; 3. Internationaler Kongress der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (MEBS, Medieval Europe Basel 2002); Geschichte & Informatik (G&I) in St. Maurice; Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Mittelalterarchäologie (SAM) in Schaffhausen; Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für provinzialrömische Archäologie (ARS) in Nyon; Einführungskurs zur Schweiz in römischer Zeit der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (SGUF) in Windisch.
über das Tessiner Kirchenfundprojekt referierte H.-U. Geiger an der Jahresversammlung der SNG und an der MEBS in Basel. Auch eine Posterpräsentation an der Jahresversammlung der SAGW in Lugano war diesem Thema gewidmet; in einer weiteren stellte sich das IFS an der MEBS in Basel vor. An derselben Veranstaltung sprach J. Diaz Tabernero über den mittelalterlichen Münzumlauf in der Innerschweiz. Das IFS ist durch R.C. Ackermann im Vorstand der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (SAF) vertreten und war Mitorganisator von deren internationalen Tagung zum Thema «Fälschungen – Beischläge – Imitationen» in Martigny. Auch die Tagungen der nächsten Jahre werden unter Mitarbeit des IFS stattfinden.
Ausblick
Im nächsten Jahr werden neben den laufenden Tätigkeiten und Verpflichtungen vor allem zwei Schwerpunkte die Aktivitäten des IFS prägen: Einerseits soll die neue Version der zentralen Datenbank implementiert werden, und andererseits wird die Monographie über die Fundmünzen aus Tessiner Kirchengrabungen erscheinen. Ein Highlight wird ferner die Teilnahme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am XIII. internationalen numismatischen Kongress in Madrid (15.–19. September 2003) bilden.
Markus Peter