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Annual IFS ITMS IRMS 2021

Auch im zweiten Covid19-Jahr war die Planung der Alltagsarbeit des Inventars der Fundmünzen der Schweiz (IFS) eine stete Herausforderung. Online-Tagungen, Zoom-Sitzungen, Homeoffice, ganze Arbeitstage in Skype, erneut geschlossene Partnerinstitutionen, Zertifikatspflicht in den Büroräumlichkeiten – man gewöhnt sich an (fast) alles!

Im Zentrum der Arbeiten standen die Publikationen und Vorbereitungsarbeiten für die neue Datenbank (siehe unten). Das Team hat sich neu konsolidiert, der Wechsel im Sekretariat ging reibungslos vonstatten, und die vakante IT-Stelle konnte aufgefangen werden. Auch die IFS-Kommission ist nach den Wechseln 2021 – neuer Präsident, neue Mitglieder, neue Sitzungsformen – wieder konsolidiert.

Noch einmal mussten wir uns mit dem Tod unseres Kollegen Michael Matzke intensiv auseinandersetzen. Für die geplante Gedenkschrift, ein Sonderband der Schweizerischen Numismatischen Rundschau, wurden durch das IFS-Team der Lebenslauf, die Bibliographie und einzelne Beiträge erstellt. Der Band wird Anfang 2022 erscheinen.

1. Wissenschaftliche Tätigkeit

Der Grossteil der wissenschaftlichen Arbeiten erfolgte im Kontext der Kooperationen mit verschiedenen Kantonsarchäologien (siehe unten). Daneben standen weiterhin die Arbeiten für die Publikationen und im Hinblick auf die neue Datenbank im Zentrum. Die Arbeiten am Band zu Neuenburg wurden durch Anne-Francine Auberson und Fanny Puthod vorangetrieben, der Katalog ist bereinigt, im Jahr 2022 kann das Layout beginnen. Der Band zu den römischen Hortfunden des Kantons Solothurn, der von Christian Schinzel und Michael Nick vorbereitet wird, ist weit fortgeschritten, die Tafeln sind bereits gesetzt, die Produktion erfolgt 2022. Stephen Doswald hat die Vorarbeiten für den Band «Zug IV» fortgesetzt. Der Band zum römischen Fricktal, der zusammen mit Hugo Doppler und Peter-Andrew Schwarz entsteht, musste etwas zurückgestellt werden; die Arbeiten werden fortgesetzt, sobald die Einleitungstexte durch die Autoren vorliegen.

Das Bulletin IFS ITMS IRMS 28, 2021 mit Informationen zu über 470 Fundstellen mit Münzfunden erschien termingerecht im Dezember und wurde einmal mehr durch die Schweizerische Numismatische Gesellschaft (SNG) den Schweizer Münzblättern beigelegt. In zwei grösseren Beiträgen werden hier die uns aktuell bekannten Deckel von Theriakkapseln, Behältnisse für ein seit der Antike bekannten «Allheilmittels», vorgestellt sowie die Fundgruppe der Rindviehohrmarken, die in den Prospektionsfunden vermehrt auftritt, aber nicht ins Arbeitsgebiet des IFS fällt.

Der Abschluss des Datenmodells der neuen Datenbank und das Finalisieren des Pflichtenhefts haben das ganze Team und insbesondere Margareth Warburton, Jonas von Felten und Rahel C. Ackermann intensiv gefordert. Begleitet durch Matthias Günter und Marc Widmer konnte im Oktober die Ausschreibung erfolgen; an den damit verbundenen Besprechungen und Workshops nahm auch der Kommissionspräsident Daniel Schmutz regelmässig teil. Der Evaluationsprozess der eingegangenen Offerten wird anfangs 2022 abgeschlossen sein. Daneben wurden die Arbeiten an den bestehenden Daten weitergeführt. Einerseits wurden – insbesondere im Zusammenhang der Publikationen in Arbeit – die NINNO-Daten unserer Partner analysiert und deren Bereinigung fortgesetzt. Daneben hat das Team begonnen, aus den bestehenden Daten die Normdaten für die neue Datenbank auszuziehen und vorzubereiten.

2. Kooperationen und internationale Beziehungen

Die enge Zusammenarbeit mit vielen Kantonsarchäologien wurde weitergeführt. Die Kantone Bern, Solothurn, Uri und Zug werden weiterhin über das IFS durch F. Puthod, Ch. Schinzel, S. Doswald und bei Bedarf durch das gesamte IFS-Team betreut. Daneben standen insbesondere der Kanton Baselland mit vielen Neufunden und der Kanton St. Gallen im Zentrum.

Die Fundmünzen Basel-Stadt ab 1962, die jetzt noch im Historischen Museum Basel liegen, sollen in die Archäologische Bodenforschung überführt werden. Das IFS hat Andrea Casoli, den Kurator des Münzkabinetts Basel, beim Erstellen der Liste der betroffenen Münzen unterstützt; R. C. Ackermann, M. Warburton und Dominic Hernandez haben dafür gemeinsam mit A. Casoli den gesamten zu übergebenden Bestand von über 6'600 Objekten gesichtet. Ziel ist, dass bei der Münzübergabe die vorhandenen Informationen vollumfänglich sowohl dem Münzkabinett als auch der Archäologischen Bodenforschung zur Verfügung stehen und – soweit möglich – über die IFS-Datenbank veröffentlicht werden.

Die Arbeiten am römischen Hortfund von Ueken 2015 wurden fortgesetzt; 2022 soll das Manuskript abgeschlossen werden.

Im Rahmen dieser Kooperationen entstanden auch mehrere Kurzberichte und umfangreichere Materialvorlagen, die in den kantonalen Reihen erschienen.

Die wenigen Tagungen, die wir mitorganisierten, fanden ausser zweien alle digital statt. R. C. Ackermann war als Leiterin der Steuerungsgruppe intensiv in die Vorarbeiten der Tagung DIGIARCH2021 einbezogen, die im März schlussendlich digital mit über 400 Teilnehmenden durchgeführt wurde. Der Beizug eines professionellen Moderators und das Aufsetzen einer spezialisierten Plattform hat sich gelohnt: Der Dialog zwischen den verschiedenen Gruppen – Denkmalpflege, Archäologie, Restaurierung, Museum – funktionierte bestens, die Diskussionsgruppen waren sehr gemischt. Wir freuen uns darauf, diesen Dialog auch «analog» weiterzuführen.

Die ursprünglich für März 2020 geplante Tagung der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (SAF; R. C. Ackermann und F. Puthod im Vorstand) konnte im Juni 2021 mit etwas gestrafftem Programm digital mit rund 40 Teilnehmenden durchgeführt werden. Das Thema «Digital Humanities und Numismatik» ist eines der Kernanliegen des IFS, es konnten denn auch aus unserem Netzwerk Vertreter der international aktiven Gremien als Referierende gewonnen werden.

Die DARIAH-EU Working group Digital Numismatics hat im November einen digitalen Open Workshop in Zusammenarbeit mit nomisma.org durchgeführt, an dem viele laufende numismatische Linked Open Data-Projekte vorgestellt wurden mit besonderem Augenmerk auf Interoperabilität und mögliche Verbindungen zur erweiterten DARIAH-EU Community.

Die neunte gemeinsame Tagung des European Coin Find Networks (ECFN) und nomisma.org konnte nach mehreren Verschiebungen schlussendlich Ende September in hybrider Form in Viminacium (Serbien) durchgeführt werden. Leider konnten nur etwa die Hälfte der Teilnehmenden vor Ort sein, dafür war der Austausch umso intensiver. R. C. Ackermann als Vertreterin beider organisierenden Gremien konnte vor Ort teilnehmen, die Organisatoren vor Ort entlasten und gezielt den Kontakt zu den via Zoom zugeschalteten Personen vermitteln.

3. Öffentlichkeitsarbeit

Im Berichtsjahr beschränkte sich die Öffentlichkeitsarbeit weitgehend auf unsere Homepage. J. von Felten hat deren Betreuung übernommen und einige Anpassungen vorgenommen, die den Betrieb erleichtern. Insbesondere der Bereich «Münzen online» konnte regelmässig erweitert werden, einerseits durch Updates der Münzen aus Augusta Raurica, aber auch durch die Kataloge zu zwei Publikationen, die Kulthöhle von Zillis GR (646 Münzen) und eine Augster Publikation (Forschungen in Augst 55, 798 Münzen), die ausschliesslich als online-Datenbank beim IFS veröffentlicht wurden. Im Gesamten sind nun rund 2'400 Fundkomplexe mit über 36'000 Münzen online durchsuchbar.

Vorträge konnten nur wenige stattfinden. Hervorzuheben sind der Beitrag von A.-F. Auberson zu den Münzen 1350–1850 am Einführungskurs «SPM VIII» der Archäologie Schweiz und ein Beitrag von M. Nick an einer ebenfalls digital durchgeführten Tagung zur Klassifikation keltischer Münzen. An der Jahresversammlung der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft (SNG; A.-F. Auberson im Vorstand) stellte S. Doswald die religiösen Medaillen aus Zuger Fundstellen in einen grösseren Zusammenhang, und R. C. Ackermann gab einen Überblick über die Zentralschweizer Funde der letzten fünf Jahre.

Das IFS-Team wurde zudem für mehrere Pressemitteilungen kantonaler Stellen zu Fundmünzen beigezogen, und F. Puthod stellte ihre Arbeit dem Ressort für Frühgeschichte und römische Archäologie des Archäologischen Dienstes Bern vor. Ein Höhepunkt war für uns, dass R. C. Ackermann im Dezember beim Podiumsgespräch zum 75jährigen Jubiläum der SAGW die Unternehmen vertreten durfte.

3. Administration

Ende März verliess Monika von Grünigen das IFS, um eine neue Herausforderung anzunehmen. Mit ihr verloren wir nicht nur eine sehr zuverlässige administrative Mitarbeiterin, sondern auch eine versierte Münzphotographin und eine treue Begleiterin bei vielen Ausseneinsätzen. Die Einarbeitung ihrer Nachfolgerin Sonya Luyet in die administrativen Belange und die Dossierübergabe besorgte sie mit der ihr eigenen Gründlichkeit, so dass für das Team keine Brüche entstanden. S. Luyet hat sich denn auch sehr rasch ins Team eingefügt.

Um neben den Arbeiten für die neue Datenbank auch die laufende Fundmünzenbearbeitung zu erledigen, konnten wir wiederum auf Markus Peter (für Antike), S. Doswald (religiöse Medaillen) und insbesondere Lorenzo Fedel zugreifen, letzterer mit einem 30%-Pensum über mehrere Monate hinweg.

Im Sommer haben wir mit Dominic Hernandez ein zweiwöchiges Schülerpraktikum besetzt. Er arbeitete äusserst sorgfältig und war sehr vielseitig einsetzbar, sodass wir seine Anstellung noch so gerne als Ferienjob verlängerten.

Die IFS-Kommission traf sich zweimal, im Frühling per Zoom und im Herbst hybrid, wofür wir die ausgezeichnete Infrastruktur im Haus der Akademien nutzen durften. Im Zentrum standen insbesondere die Diskussionen um das Mehrjahresprogramm 2025–2028. Weiteres wurde auf dem Korrespondenzweg erledigt. Der Kommissionspräsident D. Schmutz und die Leiterin R. C. Ackermann trafen sich regelmässig per Zoom oder physisch, um die laufenden Arbeiten zu besprechen; der Kontakt mit dem gesamten Team konnte nur sehr eingeschränkt erfolgen.

Die Personal- und Finanzadministration erfolgte in bewährt sorgfältiger Weise durch die SAGW, insbesondere durch Tom Hertig und Christine Kohler. Beat Immenhauser als unsere Kontaktperson stand uns bei allen Anliegen jederzeit zur Verfügung. Im Berichtsjahr hat uns die SAGW insbesondere auch bei der Ausschreibung der Nachfolge der Administrationsstelle unterstützt und die über 140 Bewerbungen verwaltet sowie einer Erstsichtung unterzogen; IFS-intern hätten wir diesen zusätzlichen Aufwand in kurzer Zeit kaum geschafft! Wir danken der SAGW sehr für die vielfältige Unterstützung.

5. Ausblick

2022 wird das Jahr der neuen Datenbank sein: Entscheid für einen Anbieter, Entwicklung der neuen Applikation, Datenbereinigung und Datentransfer werden das gesamte Team intensiv fordern, und es stehen Gespräche mit allen unseren Partnerinstitutionen an. Daneben sollen die bestehenden Kooperationen und Projekte mit den kantonalen archäologischen Diensten weitergeführt und allenfalls erweitert werden; bereits ist bekannt, dass Baselbieter Neufunde bearbeitet werden sollen und A.-F. Auberson neu ihre Arbeiten für die Fundmünzen Fribourg auf Mandatsbasis über das IFS erledigen wird.

Zudem hoffen wir, dass der Kontakt, national und international, wieder vermehrt in Präsenz stattfinden kann; insbesondere freuen wir uns auf zahlreiche Begegnungen im September 2022 am Internationalen Numismatischen Kongress in Warschau, wo das IFS-Team aktiv teilnehmen wird.

Rahel C. Ackermann
Bern, Januar 2022